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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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«Sie werden aufbrechen», sagte Hannes zu Catarino.<br />

«Warum?»<br />

Ein schiefes Grinsen erschien auf seinem Gesicht. «Für alle Fälle.<br />

Falls sie mich erwischen, wird man sie als meine Komplizen<br />

ansehen. Das fahrende Volk ist schließlich immer an allem schuld.<br />

Ich treffe sie übermorgen früh an einem verabredeten Ort. Falls<br />

ich…», er holte tief Luft, «falls ich bis zum Morgengrauen nicht da<br />

bin, ziehen sie ohne mich weiter.»<br />

«Hannes, du musst nicht mitkommen. Ich kann es auch alleine<br />

tun», sagte Catarino.<br />

Er schüttelte den Kopf. «Nein», sagte er. «Es betrifft uns beide.»<br />

Er warf einen Blick in die Runde. «Wünscht mir Glück, Freunde»,<br />

meinte er mit einem erzwungenen Lächeln. «Komm, Catarino.»<br />

Sie stand auf. <strong>Die</strong> Gaukler wichen auseinander und gaben eine<br />

Gasse frei, durch die Hannes und Catarino hindurchliefen. Wie<br />

eine Ehrenwache am Friedhofstor, dachte Catarino. Sie erwartete<br />

fast, dass irgendjemand Salut schoss.<br />

Vor ihnen ragten die Stadtmauern von Ais in den nachtschwarzen<br />

Himmel. Catarino fuhr sich mit der Hand durch die abgesengten<br />

Haare. <strong>Die</strong> Spitzen waren zusammengeschmort, ein Gefühl,<br />

als fasse man in ein Knäuel aus Draht. <strong>Die</strong> Berührung schmerzte<br />

etwas; ihre Hände waren feucht vor Wundsekret, die Haut löste<br />

sich in Fetzen von ihren Handrücken ab, über die der Feuerstoß<br />

hinweggegangen war. Es störte sie nicht. Es war wie bei einer<br />

Schlange, die ihre alte Haut abwarf.<br />

Der Aufbruch in ein neues Leben.<br />

924<br />

***<br />

Ein unbedarfter Beobachter wäre an diesem Abend vermutlich zu<br />

der Schlussfolgerung gelangt, dass im Haus der Aubans Freibier<br />

ausgeschenkt wurde, in Anbetracht der Massen von Leuten, die<br />

dort in der nächsten halben Stunde eintrafen. <strong>Die</strong> ersten waren<br />

Fabiou und Bruder Antonius. Beatrix, die auf dem Weg zu ihrem<br />

Patienten war, folgte ihnen so dicht auf dem Fuß, dass sie beinahe<br />

gegen sie geprallt wäre, als Fabiou und Antonius beim Anblick der<br />

versammelten Familie vor der Tür überraschtstehen blieben. «Was

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