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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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ner Stimme die Festigkeit zu verleihen, die eines Kirchenmannes<br />

im Angesicht der Gefahr würdig war. Das Ergebnis war mäßig. Er<br />

klang nach einer schweren Erkältung.<br />

<strong>Die</strong> Maske bewegte sich etwas, als der Fremde den Kopf hob,<br />

und zwischen den starren Lippen klang eine hohle Stimme hervor:<br />

«Guten Abend, Jousé. Kennst du mich denn nicht mehr?»<br />

<strong>Die</strong> Kerze rutschte in Bruder Antonius’ Hand, jagte Schatten wie<br />

brüllende Ungeheuer über die Wand. Nein, dachte Bruder Antonius,<br />

nein, Herr Jesus und Maria, nein! Es gibt keine Geister!<br />

Es war die Stimme eines Toten.<br />

Ein Lachen drang durch die hölzernen Lippen. «Jousé, was ist<br />

– habe ich dich etwa erschreckt?»<br />

<strong>Die</strong> Augen <strong>des</strong> Herrn blicken auf die Gerechten. Er kann es<br />

nicht sein. <strong>Die</strong>selbe Stimme, ja, aber etwas ist anders. Der Akzent<br />

– er hat nichtdiesen furchtbaren Akzent!<br />

«Wer… bist du?», krächzte er. Durch die Angst machte sich ein<br />

Anflug von Scham bemerkbar. War sein Glaube so schwach, dass<br />

eine Stimme ausreichte, ihn in Panik zu versetzten?<br />

Wieder das Lachen, spöttisch, kalt. «Erinnerst du dich wirklich<br />

nicht an mich, Joujou?», fragte die Stimme.<br />

Er versuchte zu begreifen, versuchte die Sperre in seinem Inneren<br />

zu durchbrechen, die sich mit der Macht eines Bollwerks<br />

gegen die Erkenntnis stemmte, und gegen die Erinnerungen, die<br />

heranzufluten begannen wie eine Sturmwelle. Joujou. In seinem<br />

Leben hatte es nur einen einzigen Menschen gegeben, der ihn so<br />

genannt hatte. «J… Janot? D … du?»<br />

«Überraschtdich das?» Ein Kichern hinter der Maske.<br />

«Ich …» Ich habegefürchtet, dass du es bist. Vom ersten Augenblick<br />

an. «Ich habe so lange nichts mehr von dir gehört… ich wusste<br />

ja nicht mal, dass du noch am Leben bist …» Der letzte Moment,<br />

ein kleiner Junge, den irgendein Kriegsknecht wegschleifte, Joujou,<br />

kreischte er, Joujou, und er hatte nicht gewagt, auch nur die Hand<br />

nach ihm auszustrecken aus Angst vor den Konsequenzen. Es war<br />

eines der Bilder, die nicht aufhören wollten, durch seine Träume zu<br />

geistern. «Wie … wie hast du michgefunden?»<br />

«Oh, das war nicht so schwer.» Wieder dieses Kichern. Es hatte<br />

etwas Zynisches, Gefühlloses an sich. «Es gab eigentlich nur zwei<br />

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