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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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«Was ist mit denen da?», fragte Cristino. «Oder die da, mit dem<br />

blauen Stein? Oder…» Sie brach ab.<br />

Es gibt Momente, da hat man das Gefühl, dass Dinge einen ansehen.<br />

Ein Stein am Wegesrand, eine verschlossene Tür, eine brennende<br />

Kerze.<br />

Ein silbernes Medaillon, auf ein meerblaues Tuch gebettet.<br />

Vorsichtig berührten Cristinos Finger das kühle Metall, glitten<br />

über das schlanke Relief einer Mutter Gottes,die ein zartes Kind in<br />

den Armen hielt und sie ansah voll Güte und Verständnis.<br />

Und das Medaillon erwiderte die Berührung.<br />

Anders hätte Cristino es nicht beschreiben können. Es war, als<br />

tastetedas Medaillon seinerseits nach ihren Fingern, griff nach ihrer<br />

Hand, fragend, nachdenkend, und sie riss die Hand zurück, als<br />

habe sie etwas glühend Heißes berührt. «Was ist denn…», begann<br />

Catarino. «He. Das ist ja – merveilleux.»<br />

Cristino,dumme Gans, du siehst wirklich Gespenster!<br />

Wieder griff sie nach dem Medaillon, nahm es vorsichtig in<br />

die Hand. Es war im Durchmesser etwa halb so groß wie ihre<br />

Handfläche und so dick wie eine dickere Münze und war an einer<br />

langen, feingliedrigen Silberkette befestigt. Kühl und tröstend lag<br />

es auf ihrem Handteller, legte sanft seine Kettenglieder um ihre<br />

Finger, als habe es seine Überlegung abgeschlossen und sei zu<br />

einem Ergebnis gekommen. Dass es zu ihr gehörte.<br />

«He,das ist echt merveilleux!», rief Catarinobewundernd. «Das<br />

musst du kaufen, unbedingt! Und das Beste ist, du kannst es sogar<br />

in die Kirche anziehen.»<br />

«Was… was kostet das denn?», fragte Cristino schüchtern.<br />

«Hm.» Der Händler warf einen prüfenden Blick auf das Medaillon.<br />

«Hab’s selbst billig gekriegt, ist aus einem Nachlass oder so.<br />

Fünf Henri , würde ich sagen.»<br />

«Fabiou!», brüllte Catarino.<br />

Fabious Begeisterung, quasi sein ganzes Geld für so ein blö<strong>des</strong><br />

Schmuckstück auszugeben – «Da ist die Mutter Gottes drauf, du<br />

Blasphemiker!», schimpfte Catarino –, hielt sich in Grenzen, doch<br />

da war etwas in Cristinos Augen, waskeine Enttäuschung verkraftete,<br />

und brummend zählte er dem Händler seine Barschaft hin.<br />

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