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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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in ihr eindeutig das Weib erkannt, das er wegen Mor<strong>des</strong> an zwei<br />

<strong>Kinder</strong>n zum Tode verurteilt hatte.»<br />

«Deswegen muss sie nicht den Mord an Euren Cousinen begangen<br />

haben», meinte Catarino halsstarrig wie sonst nur Fabiou.<br />

«Himmel, Victor, duglaubst doch nicht im Ernst, dass deine tote<br />

Cousine in einem Medaillon spukt!», rief Fabiou kopfschüttelnd<br />

aus.<br />

«Ich… ach, ich weiß nicht!», seufzte Victor. «Irgendwie … das<br />

klingt sicher seltsam, aber irgendwie wünsche ich es mir vielleicht<br />

auch nur. Dass etwas von ihnen übrig geblieben ist, außer diesem<br />

Bild im Ballsaal. Versteht ihr, sie waren so unglaubliche Menschen,<br />

sie alle!» Er spielte an seinem Kragenansatz. «Ich habe sie eigentlich<br />

kaumgekannt. Mein Vater und mein Onkel hatten in den Jahren<br />

vor Onkel Hectors Tod nur wenig Kontakt miteinander. Durch<br />

Großvaters Tod hatten wir dieses Anwesen bei Sant Roumié geerbt,<br />

Santo Anno dis Aupiho. Alles war etwas heruntergekommen<br />

und es gab viel zu tun, und schließlich war es eine ganze Tagesreise<br />

hierher, da wurden Besuche einfach selten. Ich habe Onkel Hector<br />

nur ein einziges Mal bewusst gesehen. Damals kamen sie uns besuchen,<br />

im Herbst vor seinem Tod war das, die ganze Familie. Es<br />

waren wunderschöne Tage. Ich hatte nicht viele Spielkameraden<br />

damals, wisst ihr, es war eines der wenigen Male, dass ich mit mehr<br />

oder weniger Gleichaltrigen spielen konnte. Agnes war natürlich<br />

noch zu klein, aber die anderen drei …»<br />

«Ihr müsst Euch ja gewaltig nach Freunden gesehnt haben»,<br />

meinte Sébastien spöttisch. «Immerhin waren zwei von ihnen<br />

Mädchen!»<br />

Victor lachte. «Ihr habt sie nicht gekannt. Onkel Hector hatte<br />

seine eigenen Vorstellungen, was <strong>Kinder</strong>erziehung betraf. Seine<br />

Töchter wuchsen genauso auf wie sein Sohn. Alice und Louise<br />

konnten ebenso gut raufen, fluchen und auf Bäume klettern wie<br />

Daniel, ihr Bruder. Besonders Louise. Jesus, das war ein Wildfang,<br />

Louise!» Er schüttelte den Kopf. «Ich glaube, sogar Onkel Hector<br />

begann sich damals allmählich Gedanken zu machen, wie er aus<br />

Louise jemals eine Dame machen sollte! Ihre Amme behauptete,<br />

es läge daran, dass er sich bei Louises Geburt so sehr einen Jungen<br />

gewünscht hatte. Sie war die Älteste, müsst ihr wissen, ein Jahr<br />

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