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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Hinter dem Dorf Maussano stieg der Weg langsam an. Sie waren<br />

auf der Passstraße nach Sant Roumié.<br />

Heiß wurde es früh genug. Während die Tiere sich die steile<br />

Straße emporquälten, ließ die warme Julisonne den Reitern den<br />

Schweiß in Strömen über den Körper laufen. Fabiou schwitzte so<br />

unter seiner Mütze, dass er sie schließlich absetzte, mit dem Ergebnis,<br />

dass er bereits am frühen Nachmittag einen ordentlichen Sonnenbrand<br />

auf der Stirn hatte. Loís hechelte wie einaltersschwacher<br />

Jagdhund. Allein Frederi Jùlis Laune war ungebrochen; er grölte<br />

den steilen Felswänden zu beiden Seiten entgegen: «Nous on va<br />

sur les chemins de France, les chemins de France, de la Bourgogne<br />

jusqu’à la Provence, jusqu’à la Provence, à pied et à cheval, à pied<br />

etàcheval!» *<br />

Immerhin waren sie jetzt nicht mehr allein. Ein paar Schritte<br />

voraus quälte sich ein Pferdekarren den gewundenen Weg hinauf,<br />

ein Stück zurück ein Bauer mit einem Esel und eine Kutsche mit<br />

Reisenden. Günstige Voraussetzungen. Mutterseelenallein hätte<br />

Fabiou keine Lust auf diese enge Passstraße ohne jede Fluchtmöglichkeitgehabt.<br />

Schließlich war der Scheitelpunkt <strong>des</strong> Passes erreicht, und es<br />

ging abwärts. Vor ihnen öffneten sich die Felsen und gaben einen<br />

herrlichen Blick über das Land zu Füßen der Berge frei, ein<br />

Flickenteppich aus Feldern, Hecken und Waldstücken, der sich bis<br />

zum Horizont hin zog, bis er im blauen Dunst der Ferne verblasste.<br />

Direkt am Fuß der Berge lag Sant Roumié. Römische Ruinen<br />

standen wie Ehrenwachen zu beiden Seiten <strong>des</strong> Weges, als sie auf<br />

die Stadt zuritten. An einem Brunnen vor dem Tor füllten sie ihre<br />

mittlerweile knochentrockenen Wasserflaschen auf. Dann ritten<br />

sie entlang der Stadtmauer nach Norden.<br />

Beim Osttor stießen sie auf eine breitere Straße. Sie vergewisserten<br />

sich bei einem vorbeilaufenden Händler, dass dieselbe<br />

in Richtung Ais führte – «ich will schließlich nicht in Marsilho<br />

‘rauskommen», meinte Fabiou –, und als sie die Bestätigung hatten,<br />

machten sie sich auf den Weg.<br />

* «Wir sind auf den Straßen Frankreichs unterwegs, von der Bourgogne bis in<br />

die Provence, zu Fuß und zu Pferd.»<br />

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