04.11.2013 Aufrufe

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

«Was haben die alle gegen Tante Beatrix? Sie scheint doch echt<br />

nett zu sein.»<br />

«Oh – dein Onkel Philomenus hat etwas gegen gebildete Frauen,<br />

Nonne hin oder her», meinte Oma Felicitas spöttisch. «Und die<br />

beiden Weiber», sie meinte Madaleno und Eusebia, «nun, ich weiß<br />

auch nicht. Ich denke manchmal, sie sind einfach neidisch.» Sie<br />

verschwand in Richtung Küche. Fabiou sah ihr kopfschüttelnd hinterher.<br />

Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass seine<br />

Mutter, gut verheiratet wie sie war, mit dem gesellschaftlichen<br />

Ansehen, das man ihr entgegenbrachte, und dem gewissen Luxus,<br />

in dem sie lebte, neidisch auf ihre in der kargen Abgeschiedenheit<br />

eines Klosters lebende Kusine seinsollte!<br />

«Wieso bist du zurückgekommen?» Fabiou fuhr zusammen. <strong>Die</strong><br />

Stimme kam von unten, von der Eingangstür. Frederis Stimme. Sie<br />

klang wütend. Vielleicht auch eher panisch.<br />

«Wieso?» Tante Beatrix, die Frederis Tonfall nachäffte. «Weil das<br />

meine Heimat ist. Weil meine Familie hier begraben liegt. Reicht<br />

dirdasals Grund?»<br />

«Jesus, Beatrix – hast du denn gar keine Angst?»<br />

«Vor wem? Vor denen? Hast du denn Angst?» Ein erschöpftes<br />

Schweigen von unten. Fabiou spitzte die Ohren. Angst – wovor<br />

bitte sollte sein Stiefvater denn Angst haben? Doch Frederi antwortete<br />

nicht. Statt<strong>des</strong>sen war es wieder Beatrix, die sprach. «Mein<br />

Gott, ich kann nicht fassen, dass du das zulässt!» Schrill, aggressiv<br />

ihre Stimme.<br />

«Heilige Jungfrau Maria, was soll ich denn machen?» Das war<br />

wieder Frederi. Er klang nervös. «Sie will es doch so. Sie hat mich<br />

angefleht, dabei zu bleiben. Gott, wenn ich es täte… es würde ihr<br />

das Herz brechen, versteh doch!»<br />

«Sie hat kein Recht dazu, das von dir zu verlangen!» Beatrix’<br />

Stimme, ärgerlich, fordernd.<br />

«Oh doch, sie hat ein Recht.» Frederis Worte klangen brüchig.<br />

«Und ich als ihr Ehemann habe die Verpflichtung, ihr diesen<br />

Wunsch zu erfüllen.»<br />

«Du hast noch eine andere Verpflichtung.» Jetzt zitterte auch<br />

Beatrix’ Stimme. «Eine Verpflichtung gegenüber Cristou und<br />

Pierre! Gott, dass du dich nicht schämst, das zu tun!»<br />

374

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!