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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Ich finde es auf jeden Fall nur unwesentlich weniger grausam, einen<br />

Menschen auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen. Nun, was<br />

Léon Asturg betrifft, so sind wir mit dieser Geschichte aufgewachsen,<br />

meine Geschwister und ich, er war ein Großonkel von uns.<br />

Und Mouche hatte zeit seines Lebens eine geladene Arkebuse in<br />

dieser Schublade hier liegen, für den Fall <strong>des</strong> Falles. Er war ein hervorragender<br />

Arkebusenschütze, müsst Ihr wissen. Nicht dass ihm<br />

das letztlich vielgenützt hätte,gegen die Bande von zwanzig bis an<br />

die Zähne bewaffneten Söldnern, die hier eindrangen und ihn davonschleiften.<br />

Er wurde im Eilverfahren zum Tode verurteilt, war -<br />

um, weiß ich nicht, dass er Jude war, hat vermutlich gereicht. Und<br />

in Anbetracht <strong>des</strong> Schicksals von Léon Asturg und vieler anderer<br />

waren wir eigentlich ganz froh, dass sie ihn bloß gehängt haben.»<br />

Fabiou räusperte sich verlegen. Himmel, es war wohl doch keine<br />

so gute Idee gewesen, hierher zu kommen. «Das… hm… das tut<br />

mir leid, das mit Eurem Bruder», murmelte er kaum hörbar.<br />

«Oh, das braucht Euch nicht leid zu tun … war ja nur ein ketzerischer<br />

Jude», sagte Piqueu spöttisch. «Aber lassen wir das. Ihr<br />

wolltet mir doch einen stichhaltigen Grund nennen, Euch Einblick<br />

in meines Bruders Geschäftsbücher zu gewähren. Bossard zumin<strong>des</strong>t<br />

ist kein stichhaltiger Grund.»<br />

«<strong>Die</strong> Wahrheit!», erklärte Fabiou trotzig. «Es geht mir um die<br />

Wahrheit!»<br />

Piqueu lachte schallend. «Jetzt werdet Ihr albern. <strong>Die</strong> Wahrheit,<br />

nein, wie süß. – Kommt, mein Junge,geht nach Hause! <strong>Die</strong> Wahrheit!<br />

Ha!»<br />

Na, warte, so leicht lasse ich mich nicht abspeisen! «Denkt Ihr,<br />

Bossard war auch an der Umsetzung <strong>des</strong> Arrêt de Mérindol beteiligt?»,<br />

rief Fabiou. «Könnte sein Mörder auch aus dieser Richtung<br />

kommen?»<br />

Piqueu seufzte und zuckte mit den Achseln. «Ich weiß es nicht.<br />

Wenn er es nicht war, hat er sicher laut Beifall geklatscht. Ich habe<br />

auch keine Lust, mich näher mit solchen Fragen zu beschäftigen.<br />

Sonst müsste ich mir Gedanken darüber machen, wer für den Tod<br />

meines Bruders verantwortlich ist, und dann würde höchstwahrscheinlich<br />

ich in absehbarer Zeit einen Mord begehen – zumal der<br />

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