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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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einem kleinen Hügel hockten, in ihrer Mitte ein kleines Kirchlein.<br />

«Gut katholisch Menerbo» pflegte man hierzulande zu sagen, ohne<br />

dass irgendjemand so recht zu wissen schien, warum. <strong>Die</strong> jungen<br />

Leute diskutierten eine Weile mit dem Comte de Trévigny über diesen<br />

Umstand. Catarino meinte, es läge wohl daran, dass die Dörfler<br />

von Menerbo eben alle gut katholisch seien, was Fabiou zu dem<br />

Kommentar veranlasste, das sei eine typisch weibliche Bemerkun g:<br />

absolut dämlich. Catarino war kurz davor, ihre gute Erziehung zu<br />

vergessen und Fabiou ihren Schuh ins Gesicht zu pfeffern, doch der<br />

Comtegriff edelmütig ein und wies Fabiou darauf hin, dass man so<br />

nicht von Damen sprechen dürfe.<br />

«Wenn eine These einen Umstand impliziert, dann kann man<br />

diesen Umstand nicht zum Beweis der These verwenden, das widerspricht<br />

doch sämtlichen Grundsätzen der Dialektik», nörgelte<br />

Fabiou.<br />

Der Comte lachte. «Es ist wohl kaum möglich, die Rede einer<br />

Dame an den Maßstäben der Dialektik zu messen», meinte er. «Es<br />

ist doch wohl klar, dass eine Dame nicht die daz u nöti gen geistigen<br />

Fähigkeiten haben kann. Das ist als ob… als ob man eine Dame zu<br />

einem Degenduell herausfordern würde!»<br />

«Dafür kannst du nicht tanzen, Fabiou», sagte Catarino, um dem<br />

Comte de Trévigny im selben Atemzug zu versichern, was für eine<br />

leidenschaftliche Tänzerin sie sei, und Cristino beeilte sich, anzufügen,<br />

dass auch sie énormément gerne tanze und sowohl die traditionellen<br />

alsauch die Modetänze beherrsche.<br />

«Tanzen! Albernes Gehopse! Was ist das schon gegen die Macht<br />

der Logik, die Erhabenheit der Wissenschaft und die Schönheit der<br />

Poesie!», meinte Fabiou.<br />

«Redet Euer Bruder eigentlich immer so geschraubt?», fragte der<br />

Comte Cristino, indem er sich zu ihr in die Kutsche beugte. Sie<br />

wurde wieder rot, eher feuer- als apfelrot, und brachte vor Aufregung<br />

mal wieder kein französisches Wort heraus.<br />

«Fabiou ist ein Gelehrter, ein Gelehrter und ein Poet», mischte<br />

sich die Dame Castelblancein. «Das hater von seinem Vater. Mein<br />

erster Mann – Gott hab ihn selig – hat studiert, in Aix, die Jurisprudenz.<br />

Aber er war auch ein Dichter. Er hat Sonette geschrieben<br />

… auf Italienisch sogar… ach, ich schmolz dahin…»<br />

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