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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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genehmigen, keineswegs aber ihr, einem Weib! Kaum einer schien<br />

ihr ein Recht einzuräumen, überhaupt hier zu sein, schließlich<br />

hatte sie sich mit unserer Mutter überworfen, «wegen dem Kerl<br />

natürlich», wie die kundigen Damen zu berichten wussten, und<br />

schließlich hatte Mutter sich ein Leben lang geweigert, ihre Enkelkinder<br />

bei sich zu empfangen, woraufhin Catarino, die nicht weniger<br />

halsstarrig war als sie, Castelblanc in all den Jahren nicht einen<br />

einzigen Besuch abgestattet hatte. «Eine Theaterschreiberin»,<br />

flüsterten sich die edlen Damen zu, im selben Tonfall, in dem sie<br />

«eine Hure» gesagt hätten, und wedelten schockiert mit ihren Fächern.<br />

Und der Kerl da neben ihr, das ist ihr Mann, ein Gemeiner,<br />

das sieht man ja, sogar ein Ausländer, wie es heißt, drei Bastarde<br />

hat sie mit ihm, die da, das sind nur die beiden Ältesten. Weit ist<br />

es gekommen mit dem Mädchen, kein Wunder, dass die Mutter<br />

jetzt im Grab liegt, nach der Geschichte mit der anderen Tochter,<br />

schrecklich! Ein Glück für den armen Vater, dass er wenigstens<br />

noch die beiden jüngeren <strong>Kinder</strong> hat, sie sind ja sein ganzer Stolz,<br />

ein prächtiger Bursche, fürwahr, und die Tochter hat wahrl ich eine<br />

gute Partie gemacht mit dem jungen Mauvent.<br />

Der prächtige Bursche stand neben dem armen Vater, hochgewachsen,<br />

schmal und bleich in seinem dunklen Rock, ungeheuer<br />

erwachsen mit dem Degen an seiner Seite, die Stütze der Familie,<br />

der Erbe von Castelblanc; kaum etwas an diesem jungen Kavalier<br />

erinnerte in diesem Moment an den frechen kleinen Frederi Jùli,<br />

der mir in unserer Kindheit Tinte in die Stiefel gefüllt hatte. Neben<br />

ihm hing Maria Anno am Arm ihres frisch angetrauten Baron<br />

de Mauvent. <strong>Die</strong> Tränen hatten ihre Schminke verwüstet, sie war<br />

ja noch ein halbes Kind, das an seiner Mutter hing, gerade sechzehn<br />

Jahre zählte sie zu jener Zeit. Mutter hatte aus den schlechten<br />

Erfahrungen der Vergangenheit gelernt und diesmal nichts dem<br />

Zufall überlassen, was die Verheiratung ihrer Tochter betraf, und<br />

der junge Mauvent war ein Schwiegersohn nach jeder Mutter Geschmack<br />

– artig, gutaussehend, mit einem reichen Erbe ausgestattet<br />

und auch noch schrecklich verliebt in das fromme Mädchen, und<br />

vor allem furchtbar normal, furchtbar nobel und bar jeder Überraschung.<br />

Brav tätschelte er die Hand seiner schluchzenden jungen<br />

Gattin, brav murmelte er mit ihr zusammen das Ave Maria, du bist<br />

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