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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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nicht davon abbringen ließen. Ich glaube, er hat geahnt, dass etwas<br />

Schreckliches geschehen wird.»<br />

«Wieso konnte er damals entkommen?», fragte Fabiou neugierig.<br />

«Er sagt, er sei gerade ein Stückchen vorangeritten, als die Bande<br />

angriff. Sie haben ihn wohl komplett übersehen. Er ist zurückgeritten,<br />

und er und ein <strong>Die</strong>ner haben es geschafft, die drei Mädchen<br />

zu sich aufs Pferd zu ziehen und sich den Weg ins Freie zu<br />

erkämpfen. Ich glaube, er macht sich bis heute Vorwürfe, dass er<br />

statt<strong>des</strong>sen nicht bei seinem Bruder geblieben ist. Aber irgendwo<br />

hat er, denke ich, auch nicht daran geglaubt, das Hector es nicht<br />

schaffen würde. Weißt du, Hector war ein fantastischer Kämpfer.<br />

Er war unschlagbar, so schien es allen immer. Abergegen zwanzig<br />

schwerbewaffnete Räuber hatte er natürlich auch keine Chance.»<br />

Er schwieg einen Moment und spielte mit den Zügeln seines Tieres.<br />

«Ich finde es noch heute schrecklich, dass ein Mensch wie Onkel<br />

Hector so sterben musste. So – sinnlos! Von Räubern erschlagen,<br />

die nur auf sein Geld aus waren und die den Nächsten genommen<br />

hätten, wenn er nicht zufällig vorbeigekommen wäre! Verstehst<br />

du, wennjemand anders ihn getötet hätte, einer von der Sorte, mit<br />

denen er im Streit lag, das könnte ich akzeptieren, das wäre irgendwie<br />

die Konsequenz seines Lebens. Aber so…» Er schwieg.<br />

Fabiou betrachtete ihn nachdenklich. «Willst du damit sagen,<br />

dass dein Onkel Feinde hatte?»<br />

Victor lachte. «Wie Sand am Meer. Wie gesagt, er hat sich mit<br />

vielen Leuten angelegt, hat sich vor allem auch immer gegen die<br />

Verfolgung der Protestanten und Waldenser gestellt. Er hatte sogar<br />

Freunde unter den Waldensern. Da war dieser Lucian Veive, ein<br />

Sohn <strong>des</strong> Schultheiß von La Costo. Er und mein Onkel waren zusammen<br />

zur Schule gegangen, und sie blieben befreundet, obwohl<br />

Lucian bekennender Waldenser war, bis zu Lucians Tod – er war<br />

einer der ersten, der durch den Arrêtde Mérindol ums Leben kam,<br />

er wurde auf offener Straße von Mayniers Soldaten erschossen,<br />

noch bevor der Vernichtungsfeldzug gegen die Waldenser richtig<br />

begonnen hatte.» Victor holte tief Luft. «Ich denke, es gab eine<br />

Menge Leute, die heimlich eine Dankesmesse lesen ließen, als sie<br />

vom Tod meinesOnkels erfuhren.»<br />

«<strong>Die</strong> Carcisten zum Beispiel», mutmaßte Fabiou.<br />

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