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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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das schwarze, munter gurgelnde Wasser. Komm, Cristino, komm,<br />

betete er zu allem Göttlichen, was er je gekannt hatte.<br />

Seine Hände öffneten sich, als er den Schlag auf den Kopf erhielt,<br />

und die Pferde, erschreckt von dem plötzlichen Geschehen, wichen<br />

zurück und zogen ihm die Zügel aus den Händen. Es kam ihm so<br />

vor, dass er eine ganze Weile lang dastand und zusah, wie das Bündel<br />

seiner anderen Hand entglitt und die Böschung hinunterrollte,<br />

wo es an einem niedrigen Strauch dicht über der Wasserlinie hängen<br />

blieb. Das Letzte, was er sah, war die gekräuselte Oberfläche<br />

<strong>des</strong> Wasserlaufs, die ganz langsam auf ihn zukippte. Er spürte bereits<br />

nicht mehr, wie das Wasser über ihm zusammenschlug.<br />

***<br />

Wenn Cristou de Bèufort sich mit ähnlichem Elan für seine Mandanten<br />

eingesetzt hatte wie Catarino jetzt für Hannes, nun, dann<br />

konnte man verstehen, dass das Parlament alles ande re als gut auf<br />

ihn zu sprechen war, dachte Bruder Antonius. Er stand vor der Tür,<br />

die die Conciergerie, das Gefängnis von Ais, vom Rest der Welt<br />

trennte, und vor ihm wiederum stand Catarino und hieb mit beiden<br />

Fäusten auf eben diese Tür ein. Und das tat sie mitnichten schweigend.<br />

Ihr Gebrüll war zweifelsohne bis Seloun zu hören, und was<br />

die Ausdrücke betraf, mit denen sie die Gefängniswärter betitelte<br />

– von «Drecksäcke» über «Hurenböcke» bis «Schweineficker» war<br />

so gut wie alles vertreten –, musste sich Bruder Antonius über den<br />

Wortschatz der jungen Edeldamen <strong>des</strong> Luberoun doch ziemlich<br />

wundern.<br />

Allein der Erfolg ließ auf sich warten. Was vermutlich daran lag,<br />

dass die Gefängniswärter von Ais den Umgang mit tobenden Angehörigen<br />

ihrer Gefangenen durchaus gewohnt waren, und wer sich<br />

mit fluchenden Huren und Marktweibern herumgeschlagen hat,<br />

lässt sich auch von einer Catarino de Bèufort nicht unbedingt zu<br />

Tode erschrecken. <strong>Die</strong> Tür blieb zu, hinter der Hannes verschwunden<br />

war, so sehr Catarino auch schrie und tobte. Schließlich siegte<br />

die Erschöpfung und sie sank keuchend und nach Luft japsend gegen<br />

die Eisenbeschläge <strong>des</strong> Gefängnistores.<br />

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