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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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nen. Aber ich liebte sie, versteht Ihr, wie mein eigenes Kind!» Sie<br />

rang die Hände.<br />

«<strong>Die</strong> Kleinen? Es waren mehrere <strong>Kinder</strong>?»<br />

<strong>Die</strong> Frau lächelte jetzt wieder, verloren in einer süßen Erinnerung,<br />

während ihr immer noch Tränen über die Wangen liefen.<br />

«Prächtige <strong>Kinder</strong>, allesamt, ein braver kleiner Bub, und süße kleine<br />

Mädchen. Doch jetzt sind sie tot, alle sind sie tot, die armen,<br />

unschuldigen kleinen Geschöpfe! Sie haben uns alle fortgeschickt,<br />

als sie tot waren, aber ich komme noch immer hierher, um ihr Andenken<br />

zu bewahren.»<br />

«Sie sind gewiss an einer Krankheit gestorben?», mutmaßte<br />

Cristino. Ihr Mund war staubtrocken.<br />

«Wären sie an einer Krankheitgestorben, hätte es Gott in seiner<br />

Gütegefallen, sie zu sich zu rufen, ich hätte längst meinen Frieden<br />

mit dem Schicksalgemacht», zischte die Frau heftig. «Doch ihr Tod<br />

war eine furchtbare Untat! Sie wurden ermordet, von einer wahnsinnigen<br />

Hexe, die Gott in die tiefsten Tiefen der Hölle verbannen<br />

möge! Oh Gott, warum haben sie mich nicht mitgenommen, als sie<br />

damals fortfuhren, ich hätte sie doch beschützen können, ich hätte<br />

sie behütet, Gott, warum nur? <strong>Die</strong> armen, unschuldigen <strong>Kinder</strong>…<br />

vier Jahre war sie alt, meine kleine Agnes, als die Hände der Wahnsinnigen<br />

sie erwürgten und verstümmelten, meine süße, kleine<br />

Agnes, dieses blühende, fröhliche kleine Ding! Oh Gott, warum<br />

hast du das zugelassen?»<br />

Ein Schwindel ergriff Cristino, sie spürte, wie Übelkeit in ihr<br />

hochstieg, sie musste weg hier, fort von diesem Weib und diesem<br />

vermaledeiten Garten, heftig wollte sie sich zum Gehen wenden,<br />

doch das Weib griff nach ihrem Arm, harte Finger gruben sich in<br />

ihre Haut, und sie flüsterte: «Etwas von ihnen ist zurückgeblieben<br />

an diesem Ort. Manchmal, wenn es still ist, hört man sie lachen<br />

und rufen, und dann sieht man sie manchmal, die <strong>Kinder</strong>, wie sie<br />

durch den Ort ihrer glücklichen Kindheit streifen und spielen und<br />

toben wie einst.» Sie sah Cristino prüfend an und sagte zufrieden:<br />

«Ihr habt sie auchgesehen, nicht wahr?»<br />

Sie dachte an das Bild, das am Teich durch ihren Geist gehuscht<br />

war, der blonde Junge und die beiden Mädchen, sie dachte an das<br />

Bild <strong>des</strong> blonden Kin<strong>des</strong>, das hinter der Schaukel stand. Geh runter,<br />

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