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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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peln zu hören, das sich mit dem Schlagen von Türen und den Rufen<br />

von Männerstimmen vermischte.<br />

Wie die meisten Edlen hatte Fabiou nicht allzu viele Skrupel, unangemeldet<br />

in das Haus eines Handwerkers hereinzuplatzen, schon<br />

gar nicht mit einem <strong>Die</strong>ner von der Statur eines Kleiderschrankes<br />

an seiner Seite. Entschlossen bahnte er sich einen Weg durch das<br />

Chaos <strong>des</strong> Kontors bis zu der kleinen Tür an der Rückseite <strong>des</strong><br />

Raumes, die er frohen Mutes aufstieß.<br />

Vor ihnen entspann sich eine Szenerie, die einer Illustration von<br />

Hieronymus Bosch entnommen schien. In einem Raum nicht größer<br />

als der salon in Oma Felicitas’ Wohnung drängten sich nicht<br />

weniger als sechs Ungetüme aus schwarzem Eisen, die der Form<br />

nach latent an Obstpressen erinnerten, zwischen Tischen, Regalen<br />

und Kisten gefüllt mit glänzenden Bleipartikeln. Männer sprangen<br />

zwischen diesen Monstern hin und her, drehten hier am Rad einer<br />

Presse, wuchteten dort flache bleigefüllte Kästen auf die Konsolen<br />

der Maschinen, schleppten riesige Bogen Pergament und Eimer<br />

schwarzer Druckflüssigkeit herbei und sortierten mit schwarzverfärbten<br />

Fingern Bleistückchen in Setzkästen ein. Über allem lag<br />

ein Lärm, der Fabious Hände zu seinen Ohren zucken ließ und<br />

selbst den allerhand gewöhnten Loís dazu verleitete, schmerzlich<br />

dasGesicht zu verziehen.<br />

«Bon-jour», brüllte Fabiougegen den Lärm an, «ich suche Mèstre<br />

Piqueu.»<br />

Im ersten Moment geschah gar nichts, die Handwerker gingen<br />

unbekümmert weiter ihrer ohrenbetäubenden Arbeit nach, und Fabiou<br />

legte gerade beide Hände zu einem Trichter an den Mund, um<br />

sein Ansinnen zu wiederholen, als durch den tintegeschwärzten<br />

Raum eine lange, magere Gestalt auf sie zugeeilt kam.<br />

Er war definitiv mit dem räudigen Kater im Vorraum verwandt.<br />

Spärliche, hellbraune Haare, die fast kerzengrade in die Luft abstanden,<br />

Arme, Beine und Gesicht so dürr, als wäre er der einzige<br />

Überlebende einer Hungersnot, und die Gliedmaße dabei so lang,<br />

dass er seine Druckpressen höchstwahrscheinlich von der Plaço de<br />

Sant Sauvaire aus ölen konnte. Er machte eine gewandte Verbeugung,<br />

bei der er beinahe mit dem Kopf gegen einen der Kästen mit<br />

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