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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Adler noch immer, nahezu eintausend Jahre, nachdem der letzte<br />

römische Soldat in die Ewigkeit eingegangen war, seinen hoheitsvollen<br />

Schatten warf. In Arle standen genug römische Steinhaufen,<br />

um die Stadt bis ins Jahr 2000 mit Baumaterial zu versorgen, davon<br />

waren die Stadtväter überzeugt. Was in Arle nicht mehr römisch<br />

war, war zumin<strong>des</strong>t einmal römisch gewesen. Kein Stein,<br />

kein Ziegel, kein Türsturz, der nicht ein römisches Domus oder ein<br />

römisches Templum geziert hat, bevor er in ein Hôtel, eine Kirche<br />

oder eine öffentliche Ba<strong>des</strong>tube eingemörtelt worden ist.<br />

Das eine oder andere hatte man auch einfach stehen lassen; die<br />

Thermen <strong>des</strong> Konstantin zum Beispiel, die sich schließlich hervorragend<br />

als Lagerhallen eigneten, das Amphitheater, das in seinen<br />

Rundbögen min<strong>des</strong>tens dreißig Krimskramsläden beherbergte,<br />

und natürlich die Alicamps, die frühchristlichen Totenfelder vor<br />

der Stadt, heilig genug, dass ihnen die Bautrupps vom Leibe blieben,<br />

nebensächlich genug, sie langsam, aber sicher im Schlamm<br />

versinken zu lassen.<br />

Es schlug vier Uhr, als sie durch das östliche Tor in die Stadt<br />

einzogen, allen voran Frederi Jùli, der aufgeregt im Sattel seines<br />

Pfer<strong>des</strong> herumrutschte – es war, um genau zu sein, das Pferd seines<br />

Vaters, und Fabiou hoffte, dass dieser Umstand für Frederi Jùli<br />

schreckliche Folgen haben würde. Sie fragten den Torwärter nach<br />

St. Trophimus und bekamen die lapidare Antwort zu hören, das<br />

sei hinter dem Amphitheater. Sie ritten die Straße hinauf, die der<br />

Torwärter ihnen wies, bis diese sich auf einen freien Platz öffnete<br />

– und standen vor dem erstaunlichsten Bauwerk, das sie in ihrem<br />

ganzen Leben gesehen hatten. Schwarz vor Ruß und grün vor Moos<br />

hob sich das gigantische Rund <strong>des</strong> Amphitheaters in den Himmel,<br />

Bogen erhob sich über Bogen, Säule über Säule, Stein über Stein.<br />

« Diable», hauchte Frederi Jùli ergriffen, der den Kopf in den Nacken<br />

gelegt hatte und mit offenem Mund nach oben starrte.<br />

«Das ist noch gar nichts – das Colosseum in Rom ist viermal<br />

größer», behauptete Fabiou mit einer Selbstsicherheit, als sei er<br />

hundertmal dort gewesen.<br />

«Haben die Römer da drin die Christen gefressen?», fragte Frederi<br />

Jùli neugierig. Loíslachte. «Was gibt’sda zu lachen?», meckerte<br />

Frederi Jùli.<br />

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