04.11.2013 Aufrufe

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

aus Halsabschneidern bedroht werden? Was hattedie Bruderschaft<br />

sonst noch geplant, um Maynier aufzuhalten? Was war die letzte<br />

Lösung, um Himmels willen?<br />

«Mérindol war völlig ruhig, noch war keine Spur von Mayniers<br />

Söldnertruppe zu sehen. Eilig weckten wir die Menschen und<br />

setzten sie von dem bevorstehenden Angriff in Kenntnis. Rasch<br />

suchten sie die nötigsten Habseligkeiten zusammen und flohen in<br />

die Wälder und Schluchten <strong>des</strong> Lubéron. Wir verließen Mérindol<br />

in dem befriedigten Glauben, das Schlimmste verhindert zu haben.<br />

Wir hatten uns so getäuscht. Noch wussten wir nicht, wozu<br />

Machtgier und Gewalt fähig waren.»<br />

Ein paar junge Leute im Licht eines Aprilmorgens, Erleichterung<br />

auf ihren Gesichtern, Schulterklopfen. So einfach kann es sein,<br />

einem König, einem päpstlichen Legaten und einem Parlamentspräsidenten<br />

die Tour zu vermasseln.<br />

«Auf der Straße nach Lourmarin erreichten uns die ersten Gerüchte,<br />

und spätestens, als wir die ersten Fliehenden trafen, die<br />

wenigen Glücklichen, die ein Pferd ihr Eigen nannten und jung<br />

und stark genug waren, sich den Weg ins Freie zu erkämpfen, da<br />

begriffen wir, wie Mayniers Plan wirklich aussah. Ein Teilder Armee<br />

war unter Führung <strong>des</strong> Capitaine Polin von Cadenet aus zunächst<br />

nach Osten gezogen und dann auf die Dörfer am Südrand<br />

<strong>des</strong> Grand Lubéron zumarschiert. Dort hatte das Gemetzel begonnen.<br />

St. Martin de la Brasque, Peypind’Aigues, La Motted’Aigues,<br />

Grambois, Cabrières d’Aigues, ein Dorf nach dem anderen wurde<br />

im Sturm genommen. Währenddie königlichen Truppen noch mit<br />

einem Min<strong>des</strong>tmaß an Disziplin vorgingen, wütete der zusammengewürfelte<br />

Söldnerhaufen wie die wilden Bestien in den bedauernswerten<br />

Dörfern. <strong>Die</strong> nichts ahnenden Bewohner wurden<br />

aus ihren Häusern gezerrt, die Männer erschlagen, die Frauen<br />

vergewaltigt und dann getötet, das Vieh abgeschlachtet und die<br />

Häuser in Brand gesteckt. Unbeschreibliche Gräueltaten wurden<br />

uns von den Fliehenden berichtet. Von Menschen, die man an die<br />

Wände ihrer Häuser genagelt hatte, von <strong>Kinder</strong>n, die man in das<br />

Feuer der brennenden Hütten gestoßen oder vor den Augen ihrer<br />

Eltern regelrecht zerhackt hatte. Keiner aus dem wild gewordenen<br />

Söldnerhaufen fragte groß, obder, dem er sein Schwert in den Leib<br />

846

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!