04.11.2013 Aufrufe

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

nicht, dass bei uns irgendwelche Unregelmäßigkeiten aufgetreten<br />

wären…»<br />

«Oh, keine Sorge, das ist kein Kontrollbesuch.» Ingelfinger lachte<br />

und entblößte dabei eine lückenlose Zahnreihe. «Ich bin… rein<br />

privat hier. Schließlich ist soeben ein langjähriger Mitarbeiter der<br />

Amtei nicht unweit dieser Stadt etwas unsanft aus dem Leben geschieden<br />

– es ist wohlein Gebot<strong>des</strong> Anstan<strong>des</strong>und der christlichen<br />

Nächstenliebe, sich als der zuständige Vorgesetzte über die näheren<br />

Umstände seines Ablebens in Kenntnis zu setzen…»<br />

Heilige Maria Mutter Gottes, dieser Dialekt zieht einem die<br />

Schuhe aus! «Und <strong>des</strong>wegen seid Ihr extra von Lyon hierher gekommen?»,<br />

fragte Petri mit verzogenem Gesicht.<br />

«Nun – er war einer unserer besten Männer», meinte Ingelfinger<br />

unschuldig und nahm einen Schluck aus seinem Becher. «Sehr gut,<br />

der Wein. Wo bezieht Ihr ihn?»<br />

Einer unserer besten Männer, von wegen – du hast ihn gehasst<br />

wie die Pest! «Criant – ein Weinhändler nahe der Bäder… Ich<br />

denke dennoch, dass sich der Weg nichtgelohnt hat. Trostett ist offensichtlich<br />

einem Raubmord zum Opfer gefallen. Ausnahmsweise<br />

haben die Franzacken nicht die Hand im Spiel.»<br />

«Wer sagt das?», fragte Ingelfinger.<br />

Aha, Anstandsbesuch, von wegen! Wenn du denkst, ich merke<br />

nicht, dass das hier ein verdammtes Verhör ist, dann hast du dich<br />

getäuscht! «Oh, der Viguié …», sagte Petri mit säuerlichem Gesicht.<br />

«Offensichtlich fehlte Trostetts Geldbörse. Im Übrigen geht<br />

das Gerücht um, der Mord an Trostett gehe auf das Konto der<br />

Antonius-Jünger.»<br />

Das hatte gesessen. Über Ingelfingers heiteres Gesicht schlitterte<br />

der Schatten einer nahenden Sintflut, und seine Stimme<br />

klang zwar immer noch unerträglich süddeutsch, aber wenigstens<br />

ihre nervenaufreibende Gelassenheit hatte sich ein wenig verloren.<br />

«Wie bitte?», fragte er rauh.<br />

Tja, das überrascht dich, Lutheranerschwein. «Nun, die Leute,<br />

die ihn gefunden haben, behaupten zumin<strong>des</strong>t, auf seinem Sattel<br />

stand Santonou geschrieben, mit Blut auch noch.» Petri lachte<br />

kehlig.<br />

«Wer waren diese Leute?», fragte Ingelfinger nachdenklich.<br />

224

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!