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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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unsinnigen Hoffnung, noch irgendetwas retten zu können, oder,<br />

wenn uns das schon nicht möglich sein sollte, so doch wenigstens<br />

Zeugnis ablegen zu können im Namen derer, die nicht mehr dazu<br />

in der Lage waren.»<br />

Er starrte auf die Schmutzflecken und die krakelige Schrift auf<br />

dem Papier und fragte sich, wann Pierre seinen Bericht geschrieben<br />

hatte. In Cabriero, während Hector Degrelho noch mit Eustache<br />

Marron herumdiskutierte? Wartend im Vorzimmer eines<br />

Parlaments, <strong>des</strong>sen Conseillers der Meinung waren, die Tagesgeschäfte<br />

hätten Vorrang vor irgendwelchen Räuberpistolen über<br />

die Waldenser?<br />

«Wir erreichten Cabrières neuerlich am Nachmittag <strong>des</strong> 21 .<br />

Aprils. <strong>Die</strong> Stadt lag in Trümmern. Schwere Geschütze hatten die<br />

Stadttore zerschossen, die Mauerngesprengt. In den Straßen türmten<br />

sich Leichen. Von Flüchtlingen, die dem Massaker entkommen<br />

waren, hörten wir, wie Marron und seine Getreuen Mayniers<br />

Truppe über einen Tag lang erbitterten Widerstand geleistet hatten.<br />

Schließlich, als klar war, dass die Stadt sich nicht mehr lange<br />

würde halten können, hatten die Angreifer, geführt von Maynier<br />

persönlich, den Belagerten ein Kapitulationsangebot unterbreitet:<br />

würden sie sichjetzt ergeben, so würden nur die Rebellen um Eustache<br />

Marron getötet, das Leben der Übrigen würde man schonen.<br />

<strong>Die</strong> Eingeschlossenen akzeptierten und ergaben sich. Man forderte<br />

die Bewaffneten auf, ihre Waffen niederzulegen und vor die Stadt<br />

zu kommen, was sie taten. Widerstandslos ließen sie sich Fesseln<br />

anlegen und sich zu einem Platz vor den Mauern führen. Dort gab<br />

Maynier den Befehl, die Gefangenen niederzustechen, was augenblicklichgetan<br />

wurde. Der Sieur de Pourrières, Schwiegersohn von<br />

Maynier d’Oppède, führte selbst den ersten Schlag aus, indem er<br />

einem alten Mann den Kopf spaltete. Nur Eustache Marron und<br />

seine engsten Gefährten ließ man am Leben, um sie nach Avignon<br />

zu bringen. Man sagt, es sei geplant, sie öffentlich auf dem<br />

Scheiterhaufen zu verbrennen. Ich denke Tag und Nacht an sie und<br />

bete zu Gott, sich ihrer zu erbarmen. <strong>Die</strong>, in deren Hand sie sich<br />

befinden, werden jedenfalls kein Erbarmen kennen.»<br />

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