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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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silbernen Tablett Weingläser balanciert hatte – zum Teil gefüllt<br />

–, was zur Folge hatte, dass ein beträchtlicher Teil der Gläser auf<br />

den Boden knallte und zerschepperte, während der gute Rebensaft<br />

in rot und weiß durch die Gegend spritzte, einige Umstehende<br />

durchnässte und Alessias weiße Wolke mit grauen und roten<br />

Gewitterflecken versah.<br />

Es war einen Moment lang erstaunlich still, zumal die Musikanten<br />

zu spielen aufgehört hatten und, der menschlichen Natur<br />

entsprechend, neugierig die Hälse verrenkten. Nur die Laterna<br />

magica drehte sich weiter und ließ grüne Einhörner und rote Harpyien<br />

über die verdatterte Festgesellschaft gleiten. Dann besannen<br />

sich einige jungen Herren ihrer Kavalierspflichten und eilten,<br />

Alessia vom Boden aufzuheben, die sogleichjammerte und ächzte,<br />

als habe sie sich sämtliche Knochen gebrochen. Letztlich war sie,<br />

das sahen alle, noch glimpflich weggekommen; während der <strong>Die</strong>ner<br />

ziemlich unglücklich in den Scherben gelandet war und einige<br />

blutende Schnittwunden davongetragen hatte, war Alessia diesbezüglich<br />

unverletzt geblieben; allerdings begann ihr rechtes Auge<br />

bereits in erstaunlichem Dunkelrot zu schimmern. Jetzt kam Bewegung<br />

in die Umstehenden. Artus de Buous fischte eine Serviette<br />

vom Buffet und tupfte damit wenig effektiv auf den Weinflecken<br />

auf Alessias Kleid herum. Andréu d’Estrave meinte, man müsse<br />

Eis auf das Auge legen, das würde helfen, habt ihr ‘nen Eiskeller,<br />

Jean? Sébastien de Trévigny fing wieder an mit dem Salz, das man<br />

auf Weinflecken streuen müsse, Rezept seiner Großmutter. Victor<br />

winkte seinen <strong>Die</strong>ner herbei, Brouche, bring mir ein frisches Hemd<br />

aus der Tasche – das seine hatte einen Rotweinfleck in Form der<br />

Britischen Inseln auf der rechten Brust. Irgendjemand half dem bedauernswerten<br />

<strong>Die</strong>ner auf die Beine, während ein anderer <strong>Die</strong>nstbote<br />

die Scherben auflas und nach einem Lappen rief. Claudia de<br />

Buous klopfte Catarino auf die Schulter. «Ha, das war ein Schlag!»,<br />

flüsterte sie begeistert. Auch sie war wohl nicht unbedingt Alessias<br />

allerbeste Freundin. «<strong>Die</strong>se blöde Angeberin. Schaut euch doch nur<br />

den Schmuck an!» Sie zupfte Fabiou am Ärmel, damit auch dieser<br />

den Schmuck bewunderte. «<strong>Die</strong> trägt mehr um den Hals, als ganz<br />

Buous wert ist! Und das, wo ihr Papa bei einem Juden in der Kreide<br />

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