04.11.2013 Aufrufe

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Der Mond erleuchtete nur etwa die ersten drei Schritte <strong>des</strong><br />

Ganges, die vor ihm lagen. Danach pechschwarze Dunkelheit. Ein<br />

unheimliches Echo aus dieser Schwärze, als seine Sohlen auf die<br />

Marmorplatten schlugen. Er tastete sich vorwärts, beide Arme suchend<br />

ausgestreckt wie ein Blinder. Sein eigener Atem rauschte wie<br />

einSturmdurch seine Ohren.<br />

Ein Glimmen, zu gering um ein Licht zu sein, so schwach, dass<br />

es nur aus den Augenwinkeln wahrgenommen werden konnte und<br />

verschwand, wenn man die Augen darauf richtete. Ein Glimmen,<br />

das von unten kam, verzerrt im Spiegel eines gewölbten Glases.<br />

Fabiou ging in die Knie, tastete mit der Hand über den Fußboden.<br />

Seine Finger berührten warmes Glas. Eine Laterne. Vorsichtig hob<br />

er sie auf, pustete auf den Docht. Glut flammte auf, um sogleich<br />

wieder zu erlöschen. Ein zweites Mal blies er, ein drittes Mal. Dan n<br />

hatte er eine Idee. Er tastete in seinem Wams nach dem Schreibbüchlein,<br />

riss einen Papierfetzen heraus und hielt ihn gegen den<br />

Docht. Wieder blies er, einmal, zweimal, und beim dritten Mal<br />

entzündete sich der Fetzen. Fabiou drückte ihn gegen den Docht,<br />

bis er sich die Finger verbrannte, doch als er dieselben fluchend<br />

zurückriss, brannte der Docht wieder.<br />

Fabiou prallte zurück. Das Licht der Laterne erhellte ein<br />

Gesicht.<br />

Seine Knie wackelten ziemlich, als er sich niederbeugte, um die<br />

Gestalt, die vor ihm an der Wand kauerte, zu beleuchten. Es war<br />

ein älterer Mann in einem einfachen leinenen Nachtgewand, wie<br />

<strong>Die</strong>nstboten sie oft trugen, auf dem Kopf eine große Schlafmütze,<br />

die zur Seite weggerutscht war und schütteres graues Haar freigab.<br />

Über der Brust war das Nachtgewand in glänzen<strong>des</strong> Rot getaucht,<br />

aber schon der starre Blick verriet Fabiou, dass der <strong>Die</strong>ner<br />

tot war. <strong>Die</strong> rechte Hand lag auf dem Fußboden ausgestreckt, nur<br />

eine Handbreit von der Stelle entfernt, wo er die Lampe gefunden<br />

hatte.<br />

Er stolperte auf die Füße. <strong>Die</strong> Logik ließ ihn daran zweifeln, dass<br />

der Kahle hier eingedrungen war, um einen alten <strong>Die</strong>ner zu töten.<br />

Er ließ seinen Blick durch den nun unstet von der Lampe erhellten<br />

Gang schweifen. In den meisten hôtels ,ganzgleich, ob der Besitzer<br />

adeliger oder bürgerlicher Herkunft war, lagen die Schlafgemächer<br />

409

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!