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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Also saßen sie jetzt, am Abend <strong>des</strong> 14. Juni – das Gewitter hatte<br />

sich über der Stadt verzogen – im Studierzimmer um den großen<br />

Tisch und rekonstruierten Hannes’ Tarot. Bei ihnen war Victor. Er<br />

war gekommen, um sich nach Cristinos Befinden zu erkundigen,<br />

und nachdem er von Fabious jüngsten Erlebnissen gehört hatte,<br />

war er nicht mehr dazu zu bewegen, das Haus wieder zu verlassen.<br />

Ein Umstand, der Frederi noch tiefer in Melancholie zu stürzen<br />

schien.<br />

Fabiou sah extrem mitgenommen aus. Zwar hatte er trockene<br />

Sachen an, und seine Haare waren gekämmt, doch sein Gesicht war<br />

so bleich, dass die Sommersprossen darin grau wie Schiefer waren,<br />

und die Hand, die die Schreibfeder hielt, zitterte so sehr, dass<br />

sie dauernd Tintetropfen auf dem Papier verteilte. Docteur Grattou<br />

war da gewesen, hatte seine Wunden inspiziert und ihm einen<br />

Verband um den Halsgewickelt. Er hatte ihn dabei seltsam angesehen,<br />

so wie man als Arzt vielleicht einen Pestkranken ansieht, bei<br />

dem man sich anzustecken fürchtet, und entsprechend hasti g hatte<br />

er nach getaner Arbeit den Raum verlassen. Fabious Mutter, die<br />

völlig aus dem Häuschen war, seit sie von dem Überfall auf Fabiou<br />

erfahren hatte, und sich die ganze Zeit bekreuzigte und zur heiligen<br />

Jungfrau Maria jammerte, hatte ihn allerdings auf dem Gang<br />

abgefangen und zu ihrer Tochter geschleift. Sie ist schwermütig,<br />

hatte sie dem Docteur zugeflüstert. Ihr müsst etwas tun, bevor sie<br />

noch ihre Chancen auf dem Heiratsmarkt gefährdet.<br />

Docteur Grattou hatte Cristino untersucht, auf ihre Lunge gehört<br />

und ihren Puls gefühlt und war dann zu dem Schluss gekommen,<br />

dass es sich um eine besonders ernste Form der humoralen<br />

Dyskrasie handelte, die zweifellos durch eine verhaltene Monatsblutung<br />

bedingt war, und um diesem Umstand abzuhelfen, führte<br />

er erst mal einen ordentlichen Aderlass durch, mit dem Ergebnis,<br />

dass Cristino jetzt bleich wie eine Leiche auf ihrem Bett lag und<br />

nicht mal hätte aufstehen können, wenn sie es gewollt hätte. So<br />

kam es, dass die Besprechung im Auban’schen Studierzimmer ohne<br />

sie stattfand. Und ohne Loís. Er war nicht zu bewegen, von CristinosSeite<br />

zu weichen.<br />

«Also», Fabiou räusperte sich, «ich lese es noch einmal vor. <strong>Die</strong><br />

vier Könige. Der König der Schwerter, der König der Kelche, der<br />

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