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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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1545 ebenda. Fabiou hob den Kopf. Seine Lippen zitterten. Auf seinem<br />

Schoß lag ein Stapel verblichenen Pergaments.<br />

Antonius schluckte. «Was ist das, Fabiou?», fragte er unsicher.<br />

Fabious Blick sank zurück auf die stummen Gräber. «Onkel Pierres<br />

Gerichtsakte», sagte er. Seine Stimme war kaum zu hören.<br />

Ego eis touto gegennemai kai eis touto ele lytha eis ton kosmon<br />

hina martyreso te aletheia . Christus spricht, ich bin dazu geboren<br />

und in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis<br />

ablegen soll, Johannes 18, Vers 18. <strong>Die</strong> Inschrift muss Beatrix’<br />

Werk gewesen sein. Wer sonst hätte ausgerechnet diese Bibelstelle<br />

ausgesucht.<br />

Bruder Antonius setzte sich neben ihn und griff nach den Papieren.<br />

Im ersten Moment machte Fabiou eine Handbewegung, als ob<br />

er ihn zurückhalten wollte, doch dann ließ er ihn gewähren.<br />

Bruder Antonius legte die Akte auf seine Knie und blätterte<br />

stumm durch die Papiere. Fabiou starrte auf die Grabsteine. Eine<br />

Träne löste sich aus seinem Auge und lief über seine Wange. Er<br />

wischte sie hastig weg. Weiß glänzten die Gräber im schräg einfallenden<br />

Licht.<br />

Schließlich schlug Antonius die Akte zu. «Oh mein Gott, Fabiou»,<br />

flüsterte er. «Mein Gott, das ist ja furchtbar, das … das tut mir<br />

so leid, Fabiou.»<br />

«Ich habe ihn eigentlich gar nichtgekannt, Antonius», murmelte<br />

Fabiou. «Aber ich habe so viel von ihm gehört, dass es mir so vorkommt,<br />

als ob ich ihn gekannt hätte! Als ob er mir nahe steht, in<br />

irgendeiner Form, verstehst du? Sie … sie sagen alle, ich sei ihm so<br />

ähnlich…» Wieder wischte er sich über die Augen.<br />

«Wahrscheinlich bist du das auch, Fabiou», sagte Antonius.<br />

«Wahrscheinlich bist du das wirklich. Ich… ich denke, er wäre<br />

stolzauf dich.»<br />

«Warum?» Fabiou hatte die Stirn auf die Knie gelegt. «Ich habe<br />

nichts getan. Nichts hat sichgeändert, die Morde sind weiterhin im<br />

Dunkeln, und das Ende der Bruderschaft ist so mysteriös wie eh<br />

und je. Was habe ich schon erreicht?»<br />

«Du hast es wenigstens versucht», meinte Antonius.<br />

«Das ist nicht genug», sagte Fabiou. Er stand auf «Antonius, ich<br />

werde das Rätsel lösen. Ich muss es lösen. Ich bin es ihnen schuldig.<br />

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