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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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«Oh nein, nein.» Tante Eusebia ließ ein helles Lachen erklingen.<br />

«Aber er hatte diesen Hang zum Niederen. Statt dass er sich um<br />

richtige Rechtstreitigkeiten kümmerte, hat er sich mit… nun, man<br />

muss schon sagen, mit dem Abschaum beschäftigt, hat Strauchdiebe<br />

und Huren verteidigt, Subjekte, die ihre Strafe verdient hatten<br />

und denen alles gebührte, aber keine ordentliche Verteidigung,<br />

die nichts gezahlt haben und weiter ihren Räubereien nachgingen,<br />

falls er sie denn je freibekommen hat. Und das war noch nicht mal<br />

das Schlimmste.» Sie spießte den letzten Fleischbrocken auf.<br />

«Was war das Schlimmste?», fragte Frederi Jùli gebannt.<br />

«Er hat», sie schnaubte empört bei der Erinnerung, «er hat bisweilen<br />

sogar… Protestanten verteidigt. Aber sagt eurer Mutter<br />

bloß nicht, dass ich euch das erzählt habe, sonst bekomm e ich wieder<br />

Ärger.» Sie zog die Nase hoch. «Sein Ruf war natürlich binnen<br />

kürzester Zeit ruiniert. Kein ehrbarer Mann wollte sich so einen<br />

als Anwalt nehmen.»<br />

«Und was war das andere?», fragte Catarino feindselig.<br />

«Welchesandere?»<br />

«Onkel Philomenus hat von anderen Dingen gesprochen», erinnerteCatarino.<br />

Tante Eusebia griff nach ihrer Serviette, tupfte sich sittsam die<br />

Mundwinkel und rieb sich dann die Hände ab. «Ich weiß nicht, wie<br />

ich euch das erklären soll…», sagte sie. «An sich ist ja auch nichts<br />

passiert. Dank eurer Mutter.»<br />

«Unsere Mutter? Was hat unsere Mutter damit zu tun?», fragte<br />

Catarino gereizt.<br />

«Oh, alle waren sehr froh, als Cristou und eure Mutter zusammenfanden»,<br />

sagte Tante Eusebia lächelnd. «Sie waren sehr jung<br />

damals… 1541 war das, er war zwanzig, und sie achtzehn. Für einen<br />

Mann, der noch nichts hat und nichts ist, eigentlich zu früh<br />

zum Heiraten, zumal die Mitgift eurer Mutter sicher auch nicht<br />

das war, was der alte Baroun de Bèufort sichgewünscht hätte. Aber<br />

unter den gegebenen Umständen konnte es allen natürlich nicht<br />

schnell genuggehen mit der Hochzeit.»<br />

«Was für Umstände denn?», fragte Cristino, die mitgerechnet<br />

und festgestellt hatte, dass sie und Catarino mit den Umständen<br />

nicht gemeint sein konnten.<br />

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