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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Geschichte also, aber ich bin sicher, dass es noch ein paar hundert<br />

Jahre dauern wird, bis endlich allgemein anerkannt ist, dass in den<br />

Arterien keine Luft ist! Zumal Servet, der Einzige, der genial genug<br />

gewesen wäre, es zu beweisen, den Fehler gemacht hat, sich<br />

mit Calvinus anzulegen.»<br />

«Wegen dem Blutkreislauf?», fragte Cristino erstaunt.<br />

«Nein. Wegen der Frage der Dreieinigkeit. <strong>Die</strong> beiden haben<br />

sich damals in Paris den reinsten Krieg über dieses Thema geliefert.<br />

Und Servets Verhängnis war, dass er, Wissenschaftler der er<br />

war, nicht begriff, dass es für einen Fanatiker wie Calvinus keinen<br />

Unterschied zwischen einem philosophischem Disput und einem<br />

Kampf auf Leben und Tod gibt.»<br />

«Wieso…Verhängnis?», fragte Cristino unsicher.<br />

«Oh, er hat vor ein paar Jahren den Fehler gemacht, auf seinem<br />

Weg nach Neapel in Genf Station zu machen. Calvinus hat ihm<br />

umgehend den Prozess gemacht und ihn ein paar Tage später öffentlich<br />

verbrennen lassen», sagte Beatrix ungerührt. «Im protestantischen<br />

Genf, wohlgemerkt. Es ist überall dasselbe. Menschen,<br />

die denken, leben gefährlich, egal, ob sie es mit den Protestanten<br />

oder den Katholiken zu tun haben.»<br />

Cristino schluckte ein paar Mal heftig. «Was meinst du, was das<br />

Contagion ist?», fragte sie dann, bemüht, nicht weiter über die Geschichte<br />

um den unglücklichen Miguel Servet nachzudenken.<br />

«Nun», Beatrix runzelte die Stirn, «Fracastoro hält es für einen<br />

lebendigen Keim, aber ich denke, am wahrscheinlichsten handelt<br />

es sich um eine Art Gift in Form einer Ausdünstung. Anders kann<br />

manja schlecht erklären, dass manche Seuchen auch auf Menschen<br />

übertragen werden, die keinen direkten Kontakt mit Kranken<br />

hatten.»<br />

«Aber wenn es ein Gift ist», überlegte Cristino, «müsste man<br />

sich dann nicht irgendwie davor schützen können?»<br />

«Das hat man oft versucht», meinte ihre Tante. «Bei den großen<br />

Pestepidemien in den vergangenen Jahrhunderten haben die Ärzte<br />

regelrechte Rüstungen als Schutzanzüge getragen. Es hat nicht viel<br />

genützt.»<br />

«Na, das ist ja wohl logisch – eine Rüstung, die eine Ausdünstung<br />

abhält, ist auch eine alberne Vorstellung!»<br />

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