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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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«Das Problem ist …», Cristino räusperte sich, «… ich bin besessen.<br />

Vom Geist einestoten Mädchens.»<br />

<strong>Die</strong> Alte tippte sich mit dem Finger gegen ihre krumme Nase.<br />

«Oh», sagte sie.<br />

«Agnes heißt sie, Agnes Degrelho. Sie wurde ermordet. Vor<br />

fünfzehn Jahren etwa. Von ihrem <strong>Kinder</strong>mädchen, das eine Hexe<br />

war. Und ich habe ein Medaillon auf dem Markt gekauft, das einmal<br />

ihrgehört hat.» Cristino zog ihr Medaillon aus dem Ausschnitt<br />

und zeigte es der Alten. «Und seitdem träume ich jede Nacht von<br />

ihr. Das heißt, ich träume, dass ich sie bin. Und es sind f urchtbare<br />

Träume!» Cristino schauderte. «Dass ich von dem <strong>Kinder</strong>mädchen<br />

verfolgt werde. Und – andere Sachen. Von Toten. Vielen Toten. Und<br />

das ist noch nichteinmal dasSchlimmste.»Sie holtetief Luft. «Ich<br />

weiß plötzlich Sachen, die ich gar nicht wissen kann. Sachen, die<br />

nur sie wissen kann. Ich war letztens in einem Haus, wo sie einmal<br />

gewohnt hatte, und ich kannte das Haus, obwohl ich nie zuvor dort<br />

war. Und da war ein Bild von ihr, und das sah genau so aus wie<br />

das Kind, das ich im Traum im Spiegel gesehen habe.» Sie sah die<br />

Alte flehentlich an. «Kannst du machen, dass sie weggeht? Ich zahle<br />

auch dafür. Da, den bekommst du, wenn Agnes verschwindet!»<br />

Sie zeigte auf den Ring, den sie an einem Finger ihrer linken Hand<br />

trug.<br />

<strong>Die</strong> Alte ließ Cristinos Hände los und betrachtete sie nachdenklich.<br />

Sie hatte schwarze Augen, fiel Cristino auf, die tief und geheimnisvoll<br />

zwischen ihren faltigen Lidern lagen. «Ein Geist»,<br />

flüsterte sie. «Geist eines kleinen Mädchens. Armes kleines Mädchen.<br />

Ihr denkt, sie will Euch Böses, will Euch weh tun. Doch es ist<br />

nur ein armes kleines Mädchen, umgebracht vor der Zeit.» Sie sah<br />

auf. «Habt Ihr je daran gedacht», fragte sie, «dass das kleine Mädchen<br />

vielleicht Eure Hilfe sucht?»<br />

«Meine Hilfe?»<br />

«Was tut Ihr, in dem Traum, ja? Ihr seid Agnes und flieht vor<br />

dem <strong>Kinder</strong>mädchen. Was tut Ihr?», fragte die Alte.<br />

«Was ich tue?»<br />

«Nun, Ihr versucht, Euch zu verstecken, Ihr ruft um Hilfe oder<br />

was?»<br />

«Hm…ja… ich rufe um Hilfe.»<br />

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