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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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legt, als ob sie so besser hören könne, und lauschte ergriffen. «Das<br />

ist einfach», sagte sie, als Cristino geendet hatte. «<strong>Die</strong> Krähe, die<br />

sich an Euch vergreifen wollte, ist der Teufel, der nach Eurer Seele<br />

trachtet. Und die Jungfrau, die sie in einen Falken verwandelte, ist<br />

die Jungfrau Maria, die Euch vor dem Antichrist retten wird.» <strong>Die</strong><br />

Buous lehnte sich zufrieden zurück. Cristino warf Fabiou, der s pöttisch<br />

grinsend zum Fenster hereinlinste, einen bitterbösen Blick<br />

zu. Offensichtlich hatte er gelauscht! Fabiou schnitt ihr eine Grimasse<br />

und galoppierte voraus. «Aber die Krähe wollte sich nicht an<br />

meiner Seele vergreifen, sondern an meinem Körper», widersprach<br />

Cristino dann. «Und das Mädchen war nicht die Ju n gfrau Maria.»<br />

«Woher wollt Ihr das wissen?», fragte die Buous.<br />

«Sie sah nicht aus wie die Jungfrau Maria.»<br />

«Papperlapapp! Woher wollt Ihr Kindchen wissen, wie die Jungfrau<br />

Mariaaussieht?»<br />

Und woher wollt Ihr es wissen? «Sie … sie war zu jung. Es war<br />

ein Kind, ein kleines Mädchen, so alt wie Frederi Jùli vielleicht.»<br />

«Träume sind Allegorien, Kindchen. Natürlich erscheint Euch<br />

die Jungfrau nicht so, wie sie Euch vom Altarbild in der Kirche<br />

ansieht, sondern in symbolhaft abgewandelter Weise. <strong>Die</strong> Kindheit<br />

als reinste Form der Unschuld steht für die absolute Reinheit Mariae,<br />

versteht Ihr?»<br />

Gott, warum meinen Erwachsene eigentlich, sie wüssten immer<br />

alles besser? Schließlich war es mein Traum! «Sie hatte nicht die<br />

Augen der Jungfrau Maria. Ihre Augen waren … waren… irgendwie<br />

… Sie haben mir Angst gemacht, die Augen.»<br />

«Angst? <strong>Die</strong> Augen?»<br />

Cristino nickte und schauderte bei der Erinnerung.<br />

«Nun, das ändert die Sache natürlich etwas.» <strong>Die</strong> Buous kratzte<br />

sich am Kopf und zerquetschte einen unvorsichtigen Floh, den sie<br />

daraufhin aus ihren Haaren klaubte und sinnierend betrachtete.<br />

«Es könnte natürlich auch sein, dass …»<br />

Dann geschah es. Cristino begriff nicht, was eigentlich los war.<br />

Sie hörteein Rauschen wie von einem Sturmwindund dasschrille<br />

Wiehern der sich aufbäumenden Pferde, sie sah aus dem Augenwinkel<br />

die Wolken hereinstürzenden Grüns vor und hinter der<br />

Kutsche, und dann kam der Ruck, der sie alle durcheinanderfallen<br />

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