04.11.2013 Aufrufe

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Fabiou hatte dem Buous stumm zugehört. Er dachte an das, was<br />

Jeanne d’Albret zu Maynier gesagt hatte. Und an Frederis Worte<br />

auf der Reise nach Ais – wenn die Hartherzigkeit einen Namen<br />

hätte, so wäre er Jean Maynier.<br />

«Und das Schlimmste daran ist, die bornierten Aiser schleimen<br />

diesen Hun<strong>des</strong>ohn noch voll, als ob er der König persönlich wäre!»,<br />

schimpfte Bonieus. «Herr Präsident, Herr Präsident – ich kann das<br />

nicht mehr hören, also wirklich!»<br />

«Himmel, das ist ja echt eine üble Geschichte.» Trévigny hatte<br />

die Stirn gerunzelt. «Mein Gott, in Paris sind auch häufig Ketzer<br />

hingerichtet worden, man mag zu so etwas stehen, wie man will.<br />

Aber dass man Hunderte von Leuten wegen <strong>des</strong> bloßen Verdachts<br />

der Ketzerei niedermetzelt, das ist ja … furchtbar.» Buous’ Erzählung<br />

war ihm offensichtlich ganz schön nahe gegangen; er blickte<br />

regelrecht verstört drein. «Haben sie wirklich auch die Weiber und<br />

<strong>Kinder</strong> getötet, ist das wahr?»<br />

«Getötet, geschändet, zerstückelt, verbrannt – Junge, du kannst<br />

dir gar nicht vorstellen, wie es in diesen Dörfern aussah, nachdem<br />

Maynier und seine Spießgesellen darüber hinweggegangen waren<br />

wie die apokalyptischen Reiter. Jesus, ich bin wirklich nicht<br />

empfindlich, ich bin ’3 5 mit dem König im Feld gegen die Kaiserlichen<br />

gestanden, aber solche Gräuel wie ’45<br />

im Luberoun hatte ich<br />

mein Lebtag noch nichtgesehen, und dafür danke ich Gott auf den<br />

Knien!», sagte der Bonieus.<br />

«Herr Jesus», Trévigny schüttelte den Kopf, «daher all die Ruinen<br />

auf dem Weg durch den Lubéron!»<br />

Vielleicht war es dieser Satz, der Fabiou die Bedeutung von<br />

Buous’ Worten endgültig zu Bewusstsein brachte. Ihm war plötzlich<br />

drückend heiß, sein Kragen drohte ihn zu ersticken. «Aber…<br />

warum…» Er konnte nicht weitersprechen.<br />

«Warum?», kam ihm der Bonieus zu Hilfe.<br />

«Warum hat niemand versucht, sie aufzuhalten?», brach es aus<br />

Fabiou hervor.<br />

Alle schwiegen. Degrelho starrte ihn an wie einen Geist.<br />

«Du bist gut!» polterte dann Bonieus. «Womit denn? Mit<br />

meinen paar Waffenknechten gegen Mayniers wildgewordenen<br />

Söldnertrupp?»<br />

294

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!