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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Hinter ihr heult es auf in Triumph, und sie dreht sich um und<br />

starrt auf eine große Frau, die auf sie zugestürmt kommt, lange<br />

helle Haare flatternd um ihren Kopf wie lodernde Flammen und<br />

ein Lachen auf dem Gesicht wie das Grinsen eines Dämons.<br />

«Cristino, he, bist du blöd? Du kannst doch nicht in einer Totenmesse<br />

pennen!» Ein Ellenbogen, gezielt in ihre Seite gerammt,<br />

ließ sie hochfahren, da filierten die Leute nach vorne, nahmen aus<br />

der Hand <strong>des</strong> Bischofs und zweier ihm zur Seite gestellter Priester<br />

die Kommunion entgegen, «Los, ma petite !», zischte Catarino. Sie<br />

stolperte auf die Füße, ihre Knie wackelten, dass sie sich an der<br />

Gebetsbank festhalten musste, und dann stand sie in der Reihe der<br />

Wartenden, stakste benommen vorwärts, und da stand ein junger<br />

Priester vor ihr, ein freundliches Lächeln auf dem Gesicht, sie sackte<br />

auf die Knie, öffnete den Mund zu einem verzweifelten Hilfeschrei.<br />

«Corpus Christi», sagte der Priester freundlich und legte ihr<br />

eine Hostie in den Mund.<br />

Jesus. Hilf mir. Heilige Jungfrau.<br />

An ihr Medaillon geklammert taumelte sie wieder auf die Füße.<br />

Nichts registrierte sie mehr, nicht den Weg zurück auf ihren Platz,<br />

nicht den Segen <strong>des</strong> Bischofs. Das nächste, was ihr bewusst wurde,<br />

war, dass sie inmitten tausend anderer Trauergäste zum Ausgang<br />

gedrängt wurde. Und dass Catarino sich plötzlich von ihrer Seite<br />

löste und sich mit beiden Armen um sich boxend zur letzten<br />

Bank durchdrängelte, wo sie auf eine Nonne im schwarzen Habit<br />

zustürzte und derselben mit einem Schrei, der bis zum Altar zu<br />

hören war, um den Hals fiel. <strong>Die</strong>s war umso seltsamer als die Dame<br />

Castelblanc daraufhin mit einem Entsetzensschrei – «Jesus!» – die<br />

Hände vors Gesicht schlug und Onkel Philomenus ungeachtet der<br />

heiligen Räumlichkeiten einen wüsten Fluch ausstieß. Dann begann<br />

auch Oma Felicitas auf die Nonne zuzulaufen, und Frederi,<br />

und ein fragend dreinblickender Fabiou, und Cristino stolperte<br />

hinter ihnen drein.<br />

In der letzten Bank hing Catarino jauchzend am Hals der Nonne.<br />

«Tante Beatrix. Ich hab’ dich so vermisst», sagte sie immer und<br />

immer wieder.<br />

370<br />

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