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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Sie riss die Augen wieder auf. Es war still am Tisch geworden.<br />

Der alte Buous hatte sich zurückgelehnt, die Hände über dem Bauch<br />

gefaltet, er sah aus wie Krösus beim Betrachten seiner Schätze, nur<br />

düsterer. Frederi hatte den Kopf in die Hände gestützt, bleich das<br />

Gesicht im Schimmer der Kerzen, leere Augen starr auf das Holz<br />

<strong>des</strong> Tisches gerichtet. Arnac de Couvencour saß im Schatten, nur<br />

sein Gesicht ragte in den Lichtkreis hinein, die schwarzen Augen<br />

trugen ein Stück der Dunkelheit ins Innere. Trévigny war der<br />

einzige, der mit einem aufgesetzten Grinsen in die Runde blickte,<br />

sonst lag auf keinem Gesicht mehr ein Rest der ursprünglichen<br />

Fröhlichkeit.<br />

«Nun…», die Barouno de Buous rückte ihren Stuhl zurück und<br />

stand auf, «ich denke, ich werde mich zurückziehen… es war ein<br />

langer Tag heute.» Sie lachte auf. Es war ein hohles, leeres Lachen,<br />

das von den Wänden widerhallte wie in einer Gruft.<br />

Cristino fühlte plötzlich ihren Herzschlag. Fest, drängend klopfte<br />

er in ihrer Brust, als wolle er sich zu Wort melden, ihr mitteilen,<br />

dass sie noch lebte. Es war nicht Arman de Mauvent. Wenn sie<br />

an ihn dachte, dann mit einer gewissen Wehmut, aber nicht im<br />

Entferntesten mit irgendetwas, das ihrer momentanen Verfassung<br />

gleichkam. Seltsam – war es in der Tat möglich, die Liebe <strong>des</strong> Lebens<br />

binnen weniger Stunden derart zu vergessen? Wo sie noch<br />

heute morgen geglaubt hatte, dass selbst Jahre und Jahrzehnte ihr<br />

nicht über den Verlust von Arman de Mauvent würden hinweghelfen<br />

können? Es war nicht Arman, das Gefühl. Es war nicht Liebeskummer.<br />

Es war etwas unsagbar Schlimmeres.<br />

Dann eine Stimme, die in die Stille brach, vergnügt, unbeeindruckt<br />

von der Dunkelheit, aber zu schwach, diese zu zerreißen.<br />

Claudia. «EineGeschichte! Wer erzählteine Geschichte?»<br />

«Au ja, eine Geschichte!» Das war Frederi Jùli, wie konnte es<br />

sein, dass die Dunkelheit ihn nicht erdrückte, ihm die Worte nicht<br />

im Mund erstickte?<br />

«Senher de Couvencour, da Ihr so ein unglaublicher Held seid,<br />

könnt Ihr sicher auch eine schöne Heldengeschichte erzählen, nicht<br />

wahr?», fragte Sébastien de Trévigny spöttisch.<br />

<strong>Die</strong> dunklen Augen glitten über sein Gesicht. «Ich bin kein guter<br />

Erzähler», sagte Arnac interesselos. Seine Augen. Waren sie es, die<br />

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