04.11.2013 Aufrufe

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

schwache Widerschein der Fackel unter der Tür durch, dann wurde<br />

esdunkel.<br />

Nichtdunkel. Dunkel!<br />

Nicht die Art Dunkelheit, der man in einer mondlosen Nacht<br />

oder einem nächtlichen Zimmer begegnet. Nicht die Art Dunkelheit,<br />

an die sich die Augen gewöhnen können, die einen, wenn auch<br />

nicht sehen, so doch zumin<strong>des</strong>t erahnen lassen, dass es eine Welt<br />

jenseits <strong>des</strong> eigenen Denkens gibt. <strong>Die</strong>se Dunkelheit war perfekt,<br />

eine Dunkelheit, als ob die Augen blind wären. Eine Dunkelheit,<br />

die nicht einmal die Erinnerung an Licht zuließ. Eine Dunkelheit,<br />

vor der man die Augen schließen musste, um nicht geblendet zu<br />

sein von ihrer Intensität. Sébastien spürte, wie sein Puls wie ein<br />

Schmiedehammer in seinem Hals raste, wie sein Atem sich beschleunigte,<br />

ein hohes, schrilles Fiepen in den ertränkenden Wo -<br />

gen der Dunkelheit, wie kalter Schweiß von seiner Stirn strömte,<br />

von seiner Lippe tropfte und seine Kleider am Leib kleben ließ wie<br />

Pech, und wie ein Schrei in seinem Inneren aufkeimte und seinen<br />

Kopf anfüllte bis zur letzten Gehirnkammer.<br />

«Sébastien!»<br />

Der Ruf brach in seine Panik wie ein Schwall Eiswasser. Japsend<br />

lehnte er an der Wand, kämpfte um Luft wie ein Ertrinkender.<br />

«Sébastien, verdammt, dreh jetzt nicht durch!»<br />

«Wir werden sterben!», kreischte Sébastien. «Wir werden krepieren,<br />

hier unten, verhungern und verdursten, oder die Inquisition<br />

wird uns holen, oh Gott, Arnac, oh Gott…»<br />

«Red keinen so gottverdammten Blödsinn.» In Anbetracht der<br />

Tatsache, dass Mergoult ihn soeben halb tot geschlagen hatte, war<br />

Arnacs Kaltblütigkeit schlichtweg unglaublich. «Du wirst nicht<br />

sterben. <strong>Die</strong> Inquisition wird dir kein Haar krümmen. Du bist kein<br />

Ketzer, die können dir gar nichts bloß wegen Mergoults haltlosen<br />

Anschuldigungen. <strong>Die</strong> haben doch gar keine Beweise.»<br />

«Beweise? Wozu brauchen die Beweise?»,japste Sébastien. «Eine<br />

einzige Zeugenaussage genügt denen doch. <strong>Die</strong> foltern einen so<br />

lange, bis man selbst glaubt, dass man ein Ketzer ist! Oh Gott,<br />

Arnac!»<br />

«Du bist ein Adliger.» Arnacs Stimme klang verwaschen. Er<br />

schien sich von Wort zu Wort zu schleppen. «Du bist ein Franzose.<br />

822

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!