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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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«Ja», sagte Cristino treuherzig. «Gibt es da eine Medizin<br />

dagegen?»<br />

Der Docteur schüttelte fassungslos den Kopf. «Es gibt keine<br />

Geister», sagte er unwirsch. «Das ist absolut unwissenschaftlich,<br />

was Ihr mir da weismachen wollt. Und selbst wenn es Geister gäbe,<br />

wären sie wohl kaum mit einer Arznei zu bekämpfen. Warum geht<br />

Ihr nicht zur Kirche, und lasst Euch Eure Geister da austreiben?»<br />

«Es ist nur ein Geist!», erklärte Cristino, wütend, wie wenig<br />

man sie ernst nahm. «Und bei der Kirche war ich schon, das hat<br />

gar nichts genutzt. Und heute gibt es doch gegen fast alles eine<br />

Medizin, warum also nicht gegen Besessenheit von Geistern? Ich<br />

habe sogar schon von einem gehört, der gibt kinderlosen Frauen<br />

den Urin trächtiger Stuten zu trinken, und schwupps! werden sie<br />

schwanger!»<br />

«Das ist ja wohl der allergrößte Aberglaube, den ich je gehört<br />

habe! Stutenurin, so ein Blödsinn! Mein Kind, wisst Ihr, was ich<br />

glaube? Ihr seid von einer schweren humoralen Dyskrasie befa l-<br />

len, bedingt durch das Einsetzen der Menstruation. Das führt bei<br />

jungen Mädchen <strong>des</strong> Öfteren zu einer Verwirrung <strong>des</strong> Geistes<br />

und zu Wahnvorstellungen, wie Ihr sie beschreibt. Das Beste ist,<br />

ich lasse Euch zur Ader, um die schlechten Säfte aus dem Körper<br />

auszuleiten. Kommt.» Er drehte sich um, suchte nach seinem<br />

Instrumentarium.<br />

Cristino war kreidebleich geworden. «Ihr glaubt mir nicht!»,<br />

schrie sie. «Aber es ist die Wahrheit, und ich werde ein Heilmittel<br />

dagegen finden, mit oder ohne Euch!» Damit wirbelte sie herum<br />

und stürzte zur Tür hinaus.<br />

Grattou verdrehte die Augen und legte seine Instrumente in die<br />

Schublade zurück. Weiber!<br />

502<br />

***<br />

«Sag mal, ma petite , willst du jetzt unser Schlafzimmer zur Bibliothek<br />

umfunktionieren, oder was?» Catarino stand mit verschränkten<br />

Armen in der Tür, die zum Schlafgemach der Mädchen<br />

führte, und betrachtete kopfschüttelnd ihre Schwester. <strong>Die</strong>se<br />

saß am Tisch, welcher schier zusammenbrach unter den Wälzern,

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