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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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«Du musst mitkommen, Loís», schrie Cristino, «sonst habe ich<br />

Angst! Loís, ich habe Angst!»<br />

Er nickte. «Ich komme mit, natürlich», sagte er. «Einen kleinen<br />

Augenblick nur.» Er rannte in die Scheune und kam wenig später<br />

mit einem Bündel zurück, das einen länglichen Gegenstand barg.<br />

«In Ordnung. Wir können gehen.»<br />

Allesging sehr schnell dann. Ihre Mutter drückte Cristinogerade<br />

noch einen Kuss auf die Stirn, da wurde sie vom Baroun d’Astain<br />

auch schon in die Kutsche geschoben, Loís hintendrein. Cristino<br />

schrie noch, Anno solle ebenfalls mit, doch der Baroun beruhigte<br />

sie, er habe bereits eine Zofe für sie bereitgestellt, es bestünde keine<br />

Notwendigkeit, Anno aus ihrer gewohnten Umgebung zu reißen.<br />

<strong>Die</strong> Kutsche fuhr an. Cristino starrte angstvoll in die Dunkelheit,<br />

in der sie unsicher das Gesicht <strong>des</strong> Baroun und noch viel v a ger<br />

das von Loís ausmachen konnte. <strong>Die</strong> Kutsche zuckelte die Carriero<br />

drecho hinunter und bog dann nach rechts in die Carriero dei Salin<br />

ein, Richtung Porto dis Augustin.<br />

874<br />

***<br />

Irgendwann begann alles zu verwischen. Der Hunger, der Durst,<br />

die Kälte, die Scham darüber, dass er keine andere Möglichkeit hatte<br />

als in die Hose zu machen wie ein Säugling, schließlich sogar<br />

der Schmerz in seinen Schultern und seinen Handgelenken. Alles<br />

wurde gleichgültig, ein Meer aus Benommenheit, durch das er<br />

trieb wie ein zerschmettertes Stück Treibgut, wie ein Salzkorn, das<br />

sich auflöst in der Unendlichkeit. Es war ein angenehmes Gefühl.<br />

Er wusste, es war der Weg in den Tod oder der Weg in den Wahnsinn.<br />

Es war verlockend.<br />

Am Anfang hatte er gekämpft. Gegen die Panik, die ihn zu überwältigen<br />

drohte, eine Panik so grell und blendend wie die Sonne an<br />

einem brütenden Sommerhimmel. Sie hatte ihn mit Scham erfüllt,<br />

diese Panik, denn er hatte sich immer für einen mutigen Menschen<br />

gehalten. Ein Abenteurer, ein Kämpfer, einer von denen, die lieber<br />

mit der Waffe in der Hand sterben als vor irgendeiner Gefahr fliehen<br />

wollten. Warum auch nicht? Man konnte sich ein Leben lang in seinen<br />

vier Wänden verkriechen und dann doch lange vor der Zeit an

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