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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Anno, womit sie ihren Bruder meinte, und «Miano», was sie selbst<br />

bezeichnete. Catarino,durch ihre Zwillingsschwester glücklich von<br />

Frederi Jùli getrennt, hatte den Kopf aus dem Fenster gelehnt und<br />

ließ sich den Wind über ihr Gesicht und die Sonne durch das Haar<br />

streichen, dasheller flammte als der Klatschmohn.<br />

Nur Cristino saß starr auf ihrem Platz in der Kutsche, eingepfercht<br />

zwischen Catarino und Frederi Jùli, den Blick auf die hölzerne<br />

Wand ihr gegenüber gerichtet, und machte ein Gesicht wie<br />

eine sterbende Märtyrerin.<br />

Und dann…<br />

Der Kutscher parierte die Pferde, ein Ruck, und ein Aufschrei<br />

aus der Kutsche, als die Dame beinahe vom Sitz rutschte. Eine<br />

Überraschung. Jeder echter Dichter liebt Überraschungen, sie sind<br />

die Würze in jedem Drama, das erregende Moment, dasder Klimax<br />

den Weg bereitet. Fabioude Bèufort verrenkte den Hals.<br />

Oh je.<br />

Das war wahrlich ein erregen<strong>des</strong> Moment.<br />

Schon eher eine mittlere Katastrophe.<br />

In Win<strong>des</strong>eile hatte Fabiou sein Pferd auf die linke – Catarinos<br />

– Seite der Kutsche gebracht. «Ist etwas?»,klang Catarinos Stimme<br />

aus dem Inneren, während sie zum Fenster hinausspähte.<br />

Ein Reiter wie ein Monument versperrte der Kutsche den Weg.<br />

Er saß auf einem prachtvollen, feurigen Rappen, die Hand ruhend<br />

auf dem kunstvoll gearbeiteten Korb <strong>des</strong> Degens, die Kutsche<br />

mit dem Blick aus seinen kalten dunklen Augen an den Platz<br />

bannend. Er war groß, muskulös, Schultern wie ein Bär, Hände,<br />

denen man es zutraute, einen Löwen zu erwürgen, und nur die<br />

eisgrauen Haare über seiner hohen Stirn verrieten, dass diese provenzalische<br />

Version von Herkules ihren Zenit längst überschritten<br />

hatte. «Wohin <strong>des</strong> Wegs?», fragte er, und auch seine Stimme war<br />

wie der Donner über den Bergen. <strong>Die</strong> <strong>Die</strong>ner waren verstummt,<br />

Fabiou hatte den Kopf eingezogen, und auf den Feldern verneigten<br />

sich die Bauern, dass ihre Nasen beinahe den Erdboden berührten.<br />

Der Cavalié de Castelblanc parierte so ruckartig sein Pferd, dass<br />

das Tier erschrocken aufschnaubte. Einen Moment lang saß er wie<br />

erstarrt im Sattel und blickte den fremden Reiter mit geweiteten<br />

Augen an, dann kam wieder Leben in ihn und er zog mit einer<br />

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