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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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stieß, wirklich ein Waldenser war, oder ein Katholik, der das Pech<br />

hatte, im selben Dorf zu wohnen, niemand wurde geschont, weder<br />

der lahme Greis noch der Säugling in der Wiege. Mehr noch, als<br />

die Soldaten abgezogen waren, stürzten sichdie Bewohnerder umliegenden<br />

Orte wie die Geier auf das, was von den Dörfern übrig<br />

geblieben war, plünderten die Häuser aus, bestahlen Tote wie Verletzte,<br />

trieben das Vieh davon und schleppten mit sich, was sie an<br />

Hab und Gut der Menschen davontragenkonnten.<br />

Als wir davon hörten, trieben wir unsere Pferde an und ritten<br />

in Richtung Osten. Als wir Lourmarin erreichten, trieb uns bereits<br />

der Rauch von La Motte d’Aigues entgegen. Lourmarin selbst<br />

lag verlassen, die Menschen dort hatten bereits begriffen, was die<br />

Stunde geschlagen hatte, und sich in die Schluchten <strong>des</strong> Lubéron<br />

zurückgezogen. Wir ritten weiter und erreichten Cadenet. Der Ort<br />

war ein Heerlager. Wir unternahmen einen Versuch, zu Maynier<br />

vorgelassen zu werden, doch man ließ uns nicht passieren. Als wir<br />

schließlich unseren Weg wieder aufnahmen, weiter in Richtung<br />

Osten, war es schon zu spät; die Armeeder Zerstörer hatte ihr blutiges<br />

Werkbereits getan. In St. Martin de la Brasque gelang es uns,<br />

einen jungen Mann aus den Händen einer Gruppe Söldner zu retten,<br />

die ihn soeben an einem Dachbalken aufhängen wollten. In La<br />

Motte fischten wir zwei <strong>Kinder</strong> aus einem Brunnen, in den sie die<br />

Soldaten gestoßen hatten. In Gramboise bewahrten wir ein junges<br />

Mädchen vor einer Vergewaltigung und ihren Vater, der sie hatte<br />

verteidigen wollen, vor dem Tod. Das waren die, die wir retten<br />

konnten. Ansonsten konnten wir nur nochdie Toten zählen.<br />

Wir verbrachten die ganze Nacht zwischen jenen Orten in dem<br />

Versuch, den Menschen dort wenigstens gegen die Nachzügler der<br />

Truppe und die Plünderer zu helfen. Als der Morgen graute, hofften<br />

wir,dass das Schlimmste überstanden war. Welch Trugschluss.<br />

Das Schlimmste stand dem Lubéron lange noch bevor.<br />

Als die Sonne über den Horizont stieg, sahen wir in der Ferne<br />

die Rauchwolke über Lourmarin. Im Morgengrauen war Maynier<br />

selbst mit der anderen Hälfte der Armee nach Westen aufgebrochen,<br />

um nun Lourmarin, Villelaure und Mérindol zu zerstören.<br />

<strong>Die</strong> Dörfer waren größtenteils verlassen, wie wir wussten, doch<br />

überall in den Wäldern am Rande der Dörfer irrten die Flüchtlinge<br />

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