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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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den Arm nehmen, sie festhalten und ihr ins Ohr flüstern, dass allesgut<br />

wird. Und so ruft sie, Louise, Louise, und weint und streckt<br />

die Ärmchen nach ihr aus, und weiß, alles ist gut.<br />

Louise schließt sie nicht in die Arme. Louises Hand schießt vor<br />

und umklammert ihr Handgelenk, so fest, dass sie aufschreit, und<br />

mit einer ruckartigen Bewegung zieht sie sie hinter sich. Agnes<br />

weint, lauter jetzt, wütend, sie will, dass Louise sie hält, sie will,<br />

dass Louise sie tröstet, doch das Weinen erstickt in ihrer Kehle,<br />

denn da kommt sie, blonde Haare, die ihr erhitztes Gesicht<br />

umflattern, während sie näher kommt, jenes Lächeln auf den Lippen,<br />

in denen noch immer so viel Vertrauen, so viel Nähe liegt,<br />

dass alles danach drängt, sich ihr in die Arme zu werfen. Louise,<br />

sagt sie sanft, da bist du ja, Louise. Wieso lauft ihr denn vor mir<br />

weg, ihr bösen, bösen <strong>Kinder</strong>?<br />

Agnes schreit. Louise, komm weg, schreit sie, sie will uns was<br />

Böses, sie hat Alice was Böses getan, Louise!<br />

Still steht Louise vor Agnes und sieht dem <strong>Kinder</strong>mädchen entgegen,<br />

das langsam, lächelnd auf sie zugeht.<br />

Louise, schnieft Agnes, komm weg, Louise, schnell!<br />

Louise steht und sieht dem <strong>Kinder</strong>mädchen entgegen.<br />

Louise!, kreischt Agnes.<br />

Das <strong>Kinder</strong>mädchen ist da. Es lächelt noch immer, während es<br />

Louise die Hände um den Hals legt und zudrückt.<br />

Cristino fuhr hoch. Keuchend starrte sie in die Nacht, die vor dem<br />

Fenster schwankte, ein paar Bäume, die vorbeiglitten, ein Weizenfeld,<br />

wogend im Nachtwind, fahl beleuchtet vom Licht eines abnehmenden<br />

Mon<strong>des</strong>. Rechts von ihr hing Loís in den Kissen der<br />

Kutsche. Er schlief, sein Bündel selbst im Schlaf mit beiden Armen<br />

umklammert. Ihm gegenüber saß der Baroun. Seine Augen waren<br />

offen; das Mondlicht spiegelte sich in ihnen, während er aus dem<br />

Fenster sah.<br />

Etwas war da in der Nacht, durch die sie jagten, etwas Murmeln<strong>des</strong>,<br />

Raunen<strong>des</strong>, was tückisch nach den Achsen der Kutsche angelte und<br />

den Pferden in die Zügel griff. Es gibt keine Geister, wiederholte sie<br />

verzweifelt vor sich selbst, es ist alles nur Einbildung, ein Produkt<br />

meiner überspannten Fantasie!<br />

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