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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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dass Fabiou offensichtlich irre war. «Lesen?», fragte Loís zweifelnd.<br />

«Quattuor veri amici dex …»<br />

«Das meine ich nicht!», rief Fabiou. «<strong>Die</strong> Anfangsbuchstaben!<br />

Du musst die Anfangsbuchstaben lesen!»<br />

Loís’ Augen weiteten sich. «Gott…»<br />

«Ein Akronym!», schrie Fabiou lachend. «Es ist ein Akronym!<br />

Und wir sind davorgestanden und haben es nicht gemerkt.»<br />

FrederiJùli starrte auf die Schrift auf dem Pflaster. «Q-V-A-D-R-<br />

I-G-A», buchstabierte er.<br />

***<br />

Sie mieteten sich für die Nacht in einer Herberge namens «Goldener<br />

Schlüssel» ein. Sie war relativ billig, das Äußerste, was sie<br />

sich leisten konnten, die Betten waren wacklig, die Türen schlossen<br />

nicht und auf dem Fußboden vergnügten sich die Kakerlaken. Der<br />

Wirt, der ihnen ihr Zimmer zeigte, meinte, sie hätten eine gute<br />

Wahl getroffen mit ihrem Quartier, sogar König François sei hier<br />

einmal abgestiegen. «Ich wette, er war hoch zufrieden», meinte Fabiou<br />

trocken.<br />

So anstrengend der Tag und so gering der Schlaf in der vorangegangenen<br />

Nacht auch gewesen war, lag Fabiou doch fast die ganze<br />

Nacht wach und starrte die Decke an, die schwach vom Licht eines<br />

vollen Mon<strong>des</strong> erleuchtet wurde, der durch ein schmutziges Fenster<br />

fiel.<br />

Alles war anders. Jetzt, in einer Nacht in einer heruntergekommenen<br />

Spelunke am Stadtrand von Arle wurde ihm klar, dass alles,<br />

was er in seinem Leben für eine unabrückbare Gewissheitgehalten<br />

hatte, alles, was sein Leben, sein Selbstverständnis als Fabiou Kermanach<br />

de Bèufort ausmachte, eine Lüge war.<br />

Hier hatte es begonnen, hier in Arle, 1524 , als Hector Degrelho,<br />

Querkopf aus der Keyrié, Rouland de Couvencour und Pierre<br />

Avingou, Vetter <strong>des</strong> braven Philomenus d’Auban und Forschergeist,<br />

kurz nacheinander in eine feuchte, zugige Klosterschule eintraten,<br />

um dort unter dem strengen Regime der Mönche Latein und Ergebenheit<br />

der Mutter Kirche gegenüber zu erlernen. Drei kleine<br />

Jungs, einer der Erbe einer reichen Barounie, einer ein verarmter<br />

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