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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Gast abgelenkt war, und schob sich näher an Archimède Degrelho<br />

heran. «Senher», fragte er höflich, «gestattet Ihr mir eine Frage?»<br />

«Ah, der junge Baroun de Bèufort! Selbstverständlich, mein<br />

Junge, schießt los.»<br />

«Senher», Fabiou holte tief Luft, denn er rechnete bereits mit<br />

einer abweisenden Antwort, wie er sie ja immer erhielt, «was denkt<br />

Ihr eigentlich, wer hinter den Morden steckt?»<br />

Allzu überraschend kam die Frage sicher nicht; der Mord an Bossard<br />

und dem Notar Austelié war Stadtgespräch Nummer eins, und<br />

der Senher d’Astain als einer, der das Land schon einmal von den<br />

Antonius-Jüngern befreit hatte, konnte sich vermutlich vor Fragen<br />

in dieser Art kaum noch retten. Entsprechend müde seufzte er und<br />

meinte: «Mein Junge, wenn ich das so genau wüsste, hätte ich es<br />

längst dem Viguié und dem Parlament mitgeteilt. Aber leider weiß<br />

ich auch nicht mehr als jeder andere auch: <strong>Die</strong> Schriftzüge an den<br />

Orten <strong>des</strong> Verbrechens sprechen natürlich für sich, aber wo sich<br />

diese Räuber versteckt halten und wie es überhaupt möglich ist,<br />

dass diese Bande wieder aufgetaucht ist, nachdem wir sie doch vernichtetglaubten,<br />

das weiß nur Gott.»<br />

Ermutigt durch die Gesprächigkeit von Degrelho fuhr Fabiou<br />

fort: «Haltet Ihr es für möglich, dass der Mörder der Sohn von<br />

Enri Nicoulau ist?»<br />

Einen Moment lang betrachtete Degrelho den Jungen nachdenklich.<br />

«Wie kommt Ihr denn darauf, dass Nicoulau einen Sohn<br />

hatte?»<br />

«Oh – das stand in den Annalen von Galaud. Dort stand auch,<br />

dass dieser Sohn verhaftet worden ist, aber von einer Verurteilung<br />

war dann nicht mehr die Rede. Wisst Ihr, was aus ihm geworden<br />

ist? Ist er entkommen?»<br />

Der Senher d’Astain antwortete nicht gleich. Er knetete die Zügel<br />

in seinen Händen. «Mein Junge, ich bin mir nicht sicher, ob Ihr das<br />

verstehen könnt», sagte er schließlich, «aber an die Dinge, die im<br />

Juli 1545 geschehen sind, erinnere ich mich nur sehr verschwommen.<br />

Alles war … wie ein Wahn. Ihr müsst wissen, mein Bruder<br />

ist mir sehr nahegestanden. Als er so furchtbar sterben musste, mit<br />

seiner Frau und dem armen Jungen, da war es, als ob irgendetwas<br />

in mir zerrissen wäre. Alles, was ich tat, tat ich mit der Gefühl-<br />

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