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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Sie nahm Platz am Tisch, auf dem sich nach wie vor Onkel Pierres<br />

medizinische Bücher stapelten. Sie fühlte sich seltsam. So als<br />

sei sie gar nicht sie selbst und hätte es eben erst gemerkt. Oder als<br />

sei dies der erste Morgen in ihrem ganzen Leben.<br />

Sie öffnete die Schublade. Dort lag das kleine Büchlein, das sie<br />

auf dem Markt gekauft hatte. Als Tagebuch. Eigentlich hatte sie<br />

darin doch Tag für Tag ihre Gefühle und Gedanken festhalten wollen,<br />

wie die feinen Damen bei Hof das taten. Bis jetzt hatte sie es<br />

noch nicht einmal aufgeschlagen.<br />

Sie holte ein Tintenfass und einen Federkiel aus der Schublade<br />

und öffnete das Büchlein. Was sollte sie schreiben? Etwas über<br />

Agnes Degrelho? Nein, das war unpassend. In Tagebücher schreibt<br />

man von Liebe und Enttäuschung und unfassbarem Glück und solchen<br />

Dingen, nicht von Geistern.<br />

Sie starrte in den Morgen hinaus. Worüber konnte sie schreiben?<br />

Über Alexandre de Mergoult? Der immer so galant und höflich war<br />

und vor allem gutaussehend und stark und beliebt. Ja, über Alexandre<br />

musstesie schreiben.<br />

Liebtesie ihn?<br />

Arman de Mauvent hatte sie geliebt. Aber Alexandre? Oder<br />

schmeichelte es ihr nur, dass er sich für sie interessier te ?<br />

Hatte sie Arman wirklichgeliebt?<br />

Sie dachte an die anderen Männer in ihrem Leben. Sébastien de<br />

Trévigny. Er war elegant und gutaussehend und ein Fechtkünstler<br />

und alle bewunderten ihn. Aber, nein, ihn liebte sie ganz bestimmt<br />

nicht, er war eher eine Art Freund für sie.<br />

Und Arnac de Couvencour?<br />

Sie spürte, wie ihr Herz etwas schneller schlug. Nein, ganz sicher<br />

liebte sie ihn nicht, diesen Stoffel, der sie dauernd irgendwo<br />

im Regen stehen ließ und sich auch sonst überhaupt nicht wie ein<br />

Kavalier verhielt. Nie und nimmer würde sie den lieben! Dennoch,<br />

wenn sie an Arnac dachte, da veränderte sich etwas in ihrem Innern,<br />

und in diesem Moment an jenem morgendlichen Fenster<br />

spürte sie, dass sie ihn vermisste, wann immer er nicht da war.<br />

Ist das Liebe?<br />

Und Loís?<br />

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