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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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«Hat es denn irgendeine Erklärung dafür gegeben, warum die<br />

Frau die <strong>Kinder</strong> in Rablois umgebracht hat?», fragte Bruder Antonius<br />

stirnrunzelnd, Frederis Bemerkung ignorierend.<br />

Victor schüttelte den Kopf. «Sie hat wohl beim Verhör nur völlig<br />

wirres Zeug geredet, so dass man zu dem Entschluss kam, sie sei<br />

wahnsinnig. Wahnsinnig oder in der Tat vom Teufel besessen.»<br />

«Blödsinn», murrte Bruder Antonius.<br />

«Also wirklich nur die sinnlose Tat einer Wahnsinnigen», seufzte<br />

Sébastien betroffen. «<strong>Die</strong> in Rablois haben sie entwischen lassen,<br />

und sofort hat sie sich die nächste Familie ausgesucht und ihre<br />

Bluttat wiederholt.»<br />

«Komisch», murmelte Bruder Antonius.<br />

«Was ist komisch?», fragte Fabiou.<br />

«Dass jemand, der so irre ist, dass er beim Verh ör nur unver -<br />

ständliches Zeug daher redet, ein paar Wochen später wieder einen<br />

so normalen Eindruck macht, dass ein Baroun d ’Astain ihn zur Be -<br />

treuung seiner <strong>Kinder</strong> einstellt.»<br />

«Was willst du damit sagen?», fragte Victor, dem offensichtlich<br />

immer unbehaglicher zumute wurde angesichts all der unerwarteten<br />

Eröffnungen.<br />

«Man kann Wahnsinn auch vortäuschen», meinte Br uder<br />

Antonius.<br />

«Wieso? Warum sollte das einer tun?», fragte Catarino<br />

verständnislos.<br />

Der Mönch zuckte mit den Achseln. «Um die wahren Beweggründe<br />

zu verschleiern. Um der Folter zu entgehen. Um vielleicht<br />

sogar mit dem Leben davonzukommen. Es gäbe durchaus Richter,<br />

die einen wahnsinnigen Mörder einsperren würden, statt ihn<br />

aufzuhängen.»<br />

Fabiou nickte. In seinen Augen lag ein fasziniertes Glimmen.<br />

«Aber, Himmel, was für einen Grund sollte ein Mensch klaren<br />

Verstan<strong>des</strong> haben, unschuldige <strong>Kinder</strong> zu töten?», rief Victor.<br />

«Mädchen noch dazu, arme Waisen, die nichts sind und nichts haben<br />

außer ihr nacktes Leben!»<br />

«Ja, das stimmt, das ist seltsam», bestätigte Sébastien. «Wären<br />

deine Kusinen Knaben gewesen, hätten dein Vater und du zumin<strong>des</strong>t<br />

einen Grund gehabt, sie erwürgen zu lassen: ihr Erbe.»<br />

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