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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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«Er wurde ermordet», sagte Rouland de Couvencour an ihrer<br />

Stelle. «Hier, vor seiner Haustür.»<br />

«Ermordet?», fragte Fabiou lahm. «Von wem denn?»<br />

«Von den Piemontais », murmelte die Witwe Carbrai.<br />

Fabiou machte ein leicht unintelligentes Gesicht. «Ihr meint, jemand<br />

aus dem Piemont hat ihn getötet?»<br />

«Man nannte sie so», erklärte Couvencour. «Mayniers päpstl iche<br />

Söldner. Sie kamen aus dem Piemont.» Er hatte seine Finger ineinandergeschoben,<br />

sie drehten und wanden sich in seinem Schoß.<br />

«Nach der Aktion gegen die Waldenser haben sie sich Ais vorgenommen.<br />

Vordringlich die Protestanten, aber auch sonst jeden, der<br />

ihnen nicht in den Kram passte. Der Maynier nicht in den Kram<br />

passte.»<br />

<strong>Die</strong> Witwe starrte auf die schwarze Tischplatte. «Wir dürfen<br />

nicht klagen», murmelte sie. «Es ist Gottes Wille, und Gottes Wille<br />

ist gerecht. Bei den Waldensern haben sie niemanden geschont.<br />

Mir haben sie wenigstens meine <strong>Kinder</strong> gelassen.»<br />

«Gottes Wille!» Couvencours Augen blitzten im Protest. «Antoine<br />

haben sie auf der Schwelle seines eigenen Hauses abgestochen<br />

wie einSchwein. Dassoll Gottes Wille sein?»<br />

Fabiou blickte unruhig von einem zum anderen. Er hätte sich die<br />

Frage wirklich schenken sollen.<br />

«Sie sind an einem Abend gekommen», murmelte die Witwe<br />

Carbrai. Es war klar, dass ihre Worte an Fabiou gerichtet waren,<br />

doch sie sah ihn nicht an. «Sie haben geklopft und gebrüllt, mein<br />

Mann solle herauskommen.» Sie starrte auf den Fußboden. Fabiou<br />

fragte sich, wie alt sie wohl war. Sie musste im Alter seiner Mutter<br />

sein, doch die grauen Strähnen in ihrem Haar und das schmale,<br />

faltige Gesicht ließen sie zwanzig Jahre älter erscheinen. «Ich habe<br />

ihn noch angefleht zu bleiben», flüsterte sie. «Aber – er meinte,<br />

die Tür würde sie sowieso nicht aufhalten und öffnete ihnen. Sie<br />

waren zu viert oder zu fünft. Als mein Mann fragte, was sie von<br />

ihm wollten, zog einer sein Schwert und durchbohrte ihn.» In Ordnung,<br />

Antoine, akzeptiert – ich hätte auch etwas gegen Katholiken<br />

an deiner Stelle!<br />

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