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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Jacque Bergotz – Franciscus. Antoine Carbrai – Orléans. Und Philippe<br />

Maynier alias Gracchus. Stimmt’s?»<br />

«Maynier? Jean Mayniers Sohn?», fragte der Bonieus erstaunt.<br />

«Jacque?», krächzte der La Costo. Er war in etwa so weiß wie die<br />

Tünche an der Wand in seinem Rücken.<br />

Couvencour nickte. «Hector war … unglaublich!», fuhr er fort,<br />

und seine Augen leuchteten jetzt fast so hell wie die von Fabiou.<br />

«Gott, er war fast noch ein Kind, fünfzehn Jahre alt war er damals,<br />

aber wenn man ihn reden hörte, war es, als höre man Bonivard<br />

zu, oder Luther, oder Jeanne d’A rc! Er verzauberte jeden,<br />

der ihm zuhörte, er weckte Visionen in uns! Vor unseren Augen<br />

erstand eine ganz neue Welt, in der es keine Ungerechtigkeit und<br />

keine Unterdrückung mehrgab!» Er seufzte, wischte sich mit einer<br />

erschöpften Handbewegung die spärlichen Haare zurück. «Eine<br />

Zeitlang ging alles gut, wir hielten unsere geheimen Versammlungen<br />

ab und schmiedeten hochtrabende Pläne, aber dann, eines<br />

Tages, flog natürlich alles auf. Es gab einen wahnsinnigen Ärger.<br />

Sie hatten einige von Pierres und Hectors humanistischen Büchern<br />

gefunden, und dann war natürlich gleich die Rede von Verbreitung<br />

ketzerischen Gedankenguts. Wir hatten Glück im Unglück, dass<br />

der Abtein relativoffener Mann war und zudem Hector und Pierre<br />

sehr wohlwollend gegenüber stand, vor allem Pierre, <strong>des</strong>sen Geniedamalsschon<br />

abzusehen war. Das retteteuns vor schlimmeren<br />

Konsequenzen. Aber Hector wurde der Schule verwiesen, und die<br />

Tage der Bruderschaft waren erst einmal gezählt.»<br />

«Bis Hector Degrelho sie in Ais wieder aufleben ließ», mutmaßte<br />

Fabiou.<br />

Couvencour lächelte schwach. «Der 4 . Mai 1537, 7 ich weiß es<br />

noch wie heute, Hectors zweiundzwanzigster Geburtstag. Er hatte<br />

Pierre und mich zu sich in das Haus seines Vaters in der Keyrié<br />

eingeladen. Pierre war damals bereits an der Universität in Ais tätig,<br />

und Hector war schon einige Monate mit Justine verheiratet.<br />

An diesem Abend hatten wir alle drei schon einiges getrunken und<br />

ereiferten uns über die affaire <strong>des</strong> placards , die damals der Inquisition<br />

erschreckenden Auftrieb gab. Und da sagte Hector plötzlich,<br />

man müsse etwas gegen all das tun, man könne dies als ehrenvoller<br />

Mensch nicht einfach hinnehmen. Wir lachten uns halb tot und<br />

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