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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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<strong>Die</strong> nächsten Tage verlebte Fabiou im Höhenflug. Nicht nur ihm<br />

selbst war aufgefallen, dass die letzten Tage wahrhaft bahnbrechende<br />

Erkenntnisse mit sichgebracht hatten. Sowohl Sébastien de<br />

Trévigny als auch Victor Degrelho, Bruder Antonius, Loís, Frederi<br />

Jùli und sogar die bisher so gleichgültige Catarino waren fasziniert<br />

von den neuen Entdeckungen, und nur Cristino, die sich mit anderen<br />

Gedanken herumschlug, konnte wenig Begeisterung für seine<br />

Nachforschungen aufbringen.<br />

Seit dem Fest bei den Degrelhos war nicht eine Nacht vergangen,<br />

in der sie nicht von Agnes geträumt hatte. Den immer gleichbleibenden<br />

Traum, der vor einem Spiegel begann und in einem Gang<br />

endete, in dem ein totes blon<strong>des</strong> Mädchen auf dem Boden lag, und<br />

mit einem Schrei, der sie stets selbst erwachen ließ. Dem Schrei<br />

nach Louise.<br />

Hatte sie gehofft, ihre Eröffnung würde ihr Hilfe von Seiten<br />

ihrer Eltern eintragen, so hatte sie sich gründlich getäuscht. <strong>Die</strong><br />

Dame Castelblanc tat ihre Erzählung mit einem nervösen Kichern<br />

ab, nein, was das Mädchen für Ideen hat, und auf einen erneuten<br />

Versuch Cristinos, sie von der Dringlichkeit ihres Problems zu<br />

überzeugen, wurde sie sogar ärgerlich und meinte, solch unnützes<br />

Geschwätz schicke sich nicht für eine Dame, und wie wolle sie je<br />

einen angemessenen Ehemann finden, wenn sie sich so verschroben<br />

gab. Noch knapper würgte der Cavalié sie ab. Es sei, so sagte er,<br />

heidnischer Aberglaube, dass Tote als Geister auf Erden wandeln<br />

oder gar über Amulette mit Lebenden in Verbindung treten, und<br />

eines Christenmenschen sei es nicht würdig, an solche Dinge auch<br />

nur zu denken. Er riet Cristino, nicht länger diese Schundromane<br />

zu lesen, die einem jungen Mädchen so verrückte Dinge in den<br />

Kopf setzen, und dafür etwas öfter zu beten, dann werden diese<br />

Albträume und Sinnestäuschungen – genau so drückte er sich aus,<br />

Sinnestäuschungen – schon aufhören.<br />

Cristino, die wirklich zu allem bereit war, wenn nur Agnes Degrelho<br />

endlich wieder aus ihrem Leben verschwand, nahm den Rat<br />

ihres Stiefvaters gerne an, doch auch das verzweifeltste Gebet vor<br />

dem Einschlafen änderte nichts an ihren Albträumen, genauso wenig<br />

wie die von Bruder Antonius empfohlene Lektüre <strong>des</strong> Vesalius<br />

einen positiven Effekt zeigte.<br />

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