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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Der Weg nach Arle führt durch eine Landschaft aus sanften, bewaldeten<br />

Hügeln, kleinen, von Hecken und Steinriegeln begrenzten<br />

Feldernund in der Sonne dörrenden Wiesen. Ab und zu kommt<br />

man an Häusern vorbei: kleine Dörfer, deren Dächer sich unter der<br />

brütenden Mittagssonne ducken, gelegentlich die Burg eines Barouns<br />

oder ein klotziges Jagdschlösslein im italienischen Stil. Auf<br />

den Hügelkuppen reicht der Blick weit nach Norden, und man kann<br />

den Rücken <strong>des</strong> Großen Luberoun erkennen, blau durch die Ferne.<br />

Dann verändert sich das Bild zur Rechten. Zackige, kahle Bergformationen<br />

rücken ins Bild, braun und dürr in der Sommerhitze,<br />

die Gipfel weiß, als seien sie von Schnee bedeckt. Das sind die Aupiho,<br />

die «kleinen Alpen», und das Weiß sind die blankgeschliffenen<br />

Felsen auf ihren Höhen. Sie fallen aus in eine lange Neigung, auf<br />

der Gestrüpp und Olivenbäume wachsen. Dort, wo sie ihre größte<br />

Höhe erreichen, gibt es einen Pass, der nach Sant Roumié hinüber<br />

führt, doch aus der Ferne sind sie eine Mauer, ein unüberwindbares<br />

Hindernis.<br />

Im Süden flimmert die Luft, während sich die Hügel langsam<br />

in die Ebene öffnen. Dunst hängt über der Ferne zur Linken, blauer,<br />

undurchdringbarer Dunst, unter dem sich die weite, sumpfige<br />

Tieffläche verbirgt. Das ist das Rhônedelta, und die Carmargo, und<br />

dahinter, dort, wo Himmel und Erde sich berühren, einen halben<br />

Tagesritt nach Süden, liegt das Meer.<br />

Gegen zehn Uhr vormittags näherten sie sich Seloun, und bereits<br />

jetzt herrschte eine drückende Hitze. Injedem Waldstück verrenkte<br />

Fabiou nun den Hals. Irgendwo hier waren Hector Degrelho<br />

und seine Familie ermordet worden – und seine <strong>Die</strong>nerschaft, ergänzte<br />

Loís. Fabiou wusste, es war albern, nach so langer Zeit noch<br />

nach Spuren zu suchen; falls es je welche gegeben hatte, waren sie<br />

längst vom Regen weggeschwemmt und vom Wald überwuchert,<br />

und dennoch betrachtete er jeden Ast und jeden Stein am Wegesrand,<br />

als ob er sich von ihm etwas ungemein Aufschlussreiches erwartete.<br />

Und da hielt Loísplötzlich sein Pferd an, wies nach hinten<br />

und sagte: «Baroun, seht nur.»<br />

Auf dem Hügel hinter ihnen war ein Pferd auszumachen. Der<br />

Reiter war nicht zu erkennen, dazu war das Pferd noch viel zu weit<br />

entfernt, doch er ritt eindeutig in ihre Richtung.<br />

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