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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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samen Gelän<strong>des</strong> nur wenigen gelang; die allermeisten, darunter<br />

auch Joan lou Pastre, Enri Nicoulau und <strong>des</strong>sen Sohn, und die übrigen<br />

Anführer, ein gewisser Miquéu Sest, ein Jan Crau und ein<br />

Rouland lou Pichot, Letzterer zudem ein Anhänger der waldensischen<br />

Sekte, gingen ihren Verfolgern in die Falle. Ein Teil von<br />

ihnen wurde an Ort und Stelle getötet. <strong>Die</strong> anderen wurden nach<br />

Ate gebracht, wo ihnen nach langwierigen Verhören der Prozess<br />

gemacht wurde. Jean Maynier d’Oppède, der Parlamentspräsident,<br />

führte persönlich den Vorsitz und setzte sich für eine gnadenlose<br />

Bestrafung der Raubgesellen ein.<br />

Pedantisch wie er war, ließ es sich der Schreiber nicht nehmen,<br />

die Prozessakten von Ate quasi zu kopieren; jeder Angeklagte, die<br />

Weiber und <strong>Kinder</strong> mitgerechnet, war namentlich erwähnt, und<br />

bei jedem war vermerkt, ob das Urteil jetzt auf Zwangsarbeit oder<br />

Tod lautete. <strong>Die</strong> Männer im wehrfähigen Alter wurden ausnahmslos<br />

zum Tode verurteilt, die meisten zum Tod am Galgen, die fünf<br />

Anführer zum Tod auf dem Rad.<br />

Rückblickend betrachtet hätte es Fabious Seelenleben wahrscheinlichgut<br />

getan, hätte er die Lektüre an dieser Stelle unterbrochen,<br />

aber unbeschlagen wie er in dieser Hinsicht war – unter dem<br />

Begriff «Tod auf dem Rad» konnte er sich nicht allzu viel vorstellen<br />

–, las er fröhlich weiter, mit dem Ergebnis, dass letztlich nicht viel<br />

dazu fehlte, und er hätte den Parkettboden der Unibibliothek vollgekotzt.<br />

Der gute Stadtschreiber machte sich jetzt nämlich an eine<br />

minutiöse Beschreibung der Hinrichtung der Antonius-Jünger zu<br />

Ate am 15. Juli 1545, erzählte in anschaulichen Worten, wie ein<br />

Bandenmitglied nach dem anderen sich am Galgen zu Tode zappelte,<br />

und schilderte detailverliebt jede Einzelheit der Räderung und<br />

<strong>des</strong> darauf folgenden stundenlangen To<strong>des</strong>kampfes der Räuberhauptleute.<br />

Als die Geschichte endlich mit einem triumphierenden<br />

«Et ita finis fuit discipulorum Antonii» endete, sackte Fabiou nach<br />

Luft schnappend in seinen Stuhl zurück, was diesen zum Quietschen<br />

brachte und ihm wieder einen strafenden Blick der eifrigen<br />

Studenten eintrug.<br />

In Ordnung, Fabiou, konzentrier’ dich! Das war der zugegebenermaßen<br />

ziemlich gräuliche Bericht über eine ziemlich grausame<br />

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