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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Arnac starrte einen Moment lang auf Cristino, die immer noch<br />

weinte. «Ich bleibe in Eurer Nähe. Ich verspreche es Euch», sagte er.<br />

Dann lief er los und verschwand zwischen den Häusern. Sébastien<br />

sah ihm einen Augenblick lang mit offenem Mund hinterher, dann<br />

schrie er plötzlich: «Warte!» und rannte ebenfalls.<br />

Fabiou drehte sich um, langsam, wie träumend. Auf der Plaço dis<br />

Jacobin zappelte ein Körper unter den mächtigen Ästen der Pinie,<br />

erschlaffte schließlich und pendelte sanft im Südwind.<br />

Er spürte, wie er würgen musste. Er schluckte heftig. «Ich<br />

muss… Frederi Jùli suchen», krächzte er und stakste auf d ie Pla ço<br />

disJacobin zu. Und blieb stehen. «Eine Pinie», murmelte er.<br />

«Was?», fragte Bruder Antonius mit brüchiger Stimme.<br />

Fabioudrehtesich um. «Es war eine Pinie! Sie haben Hector Degrelhos<br />

Leiche an einer Pinie aufgehängt!», flüsterte er mit weiten<br />

Augen.<br />

«Ja … und?», fragte Bruder Antonius benommen.<br />

«Oh mein Gott, verstehst du denn nicht?», schrie Fabiou. «Es war<br />

eine Hinrichtung! Hector Degrelhos Tod war eine Hinrichtung!»<br />

***<br />

Sie stürzte in ihr Zimmer, kaum dass sich die Tür <strong>des</strong> Hauses in<br />

der Carriero de Jouque hinter ihr geschlossen hatte, und ließ sich<br />

schluchzend auf den Stuhl vor ihrer Frisierkommode fallen. Sie<br />

hob den Blick. Gott, wie sie aussah! Rotgeäderte Augen und Tränenstreifen<br />

quer durch die Puderschicht in ihrem Gesicht. Oh Herr<br />

Jesus, was musste Alexandre de Mergoult von ihr gedacht haben,<br />

dass sie so aussah.<br />

Dass sie sich so danebenbenahm.<br />

Cristino holte tief Luft. <strong>Die</strong> Stimme ihrer Mutter tönte in ihren<br />

Ohren. Reiß dich zusammen, Kindchen. Schließlich bist du eine<br />

Dame. Sie tupfte ihre Tränen mit einem Tüchlein ab und begann,<br />

eine neue Puderschicht aufzutragen. Sie würde gleich nachher nach<br />

Alexandre schicken lassen, um sich bei ihm zu entschuldigen. Jawohl,<br />

das würde sie.<br />

<strong>Die</strong> Tür ging auf, und Bruder Antonius stand im Zimmer.<br />

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