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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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echen war sie eingekerkert und zum Tod aufdem Scheiterhaufen<br />

verurteilt worden, doch mit ihrer Hexenkunst war es ihr gelungen<br />

zu fliehen. Denn noch genügten dem Teufel die Zahl ihrer Opfer<br />

nicht,dreizehn sollten es sein, die dämonische Zahl dreizehn.<br />

<strong>Die</strong> Zeit verging,die Mädchen wuchsen und wurden von Tag zu<br />

Tag schöner, und in seinem Glück und seiner Zufriedenheit merkte<br />

der Onkel gar nicht, wie seltsame Dinge sich ereigneten. Einmal,<br />

als die Mädchen morgens aufstanden, hatten sie feuerrote Male wie<br />

Brandwunden an den Handflächen. Das ist, weil das <strong>Kinder</strong>mädchen<br />

uns an der Hand gehalten hat, sagten sie, doch als der Onkel<br />

das <strong>Kinder</strong>mädchen danach fragte, sagte es nur, es käme vom<br />

Morgentau. Ein anderes Mal erwachten die <strong>Kinder</strong> mit feuerroten<br />

Malen am Hals. Das ist, weil das <strong>Kinder</strong>mädchen uns dort gewaschen<br />

hat, sagten sie, doch das <strong>Kinder</strong>mädchen sagte dem Onkel,<br />

es käme vom Morgenwind. Schließlich erwachten die <strong>Kinder</strong> eines<br />

Morgens, jede mit einem feuerroten Mal mitten aufder Stirn. Das<br />

ist, weil das <strong>Kinder</strong>mädchen uns auf die Stirn geküsst hat, sagten<br />

sie. Da wurde der Onkel allmählich unruhig, doch wieder gelang<br />

es dem <strong>Kinder</strong>mädchen, ihn zu beruhigen, indem es sagte, es ist<br />

nichts, es ist der Kuss der Morgensonne.<br />

Wenige Tage später musste der Onkel in dringender Angelegenheit<br />

verreisen. Er nahm fast alle <strong>Die</strong>ner mit und ließ die <strong>Kinder</strong><br />

zurück in der Obhut <strong>des</strong> <strong>Kinder</strong>mädchens. Des Nachts lagen die<br />

Mädchen friedlich in ihren Betten und träumten, als von fern die<br />

Glocke eines Kirchturms schlug. Einmal. Zweimal. Dreimal. Viermal.<br />

Fünfmal. Sechsmal. Siebenmal. Achtmal. Neunmal. Zehnmal.<br />

Elfmal. Da, beim zwölften Glockenschlag, flog die Tür zum<br />

Zimmer der <strong>Kinder</strong> auf, und herein stürzte das <strong>Kinder</strong>mädchen,<br />

die Haareflammend von den Feuernder Hölle,der Mund aufgerissen<br />

wie ein Wolfsrachen, so dass giftiger Speichel von ihrer Zunge<br />

troff, während ein diabolisches Lachen wie infernalisches Geheul<br />

aus ihrer Kehle drang. Vergebens versuchten die <strong>Kinder</strong>, aus dem<br />

Raum zu fliehen, sie verstellte ihnen den Weg, drängte sie alle in<br />

einer Ecke zusammen, und dort erwürgte sie sie, eines nach dem<br />

anderen. Danach schnitt sie ihnen die Herzen und die Augen heraus<br />

und verarbeitete sie zu einer Hexensalbe, die sie dem Teufel<br />

zum Geschenk machte. Da war der Satan zufrieden und entließ<br />

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