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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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Seiten der breiten Freitreppe, gerade angelegte Wege, die sich zur<br />

Rechten und zur Linken in einen Garten hinein zogen, der wie mit<br />

einem Lineal angelegt erschien, der Sandsteinbau in makellosem<br />

Zustand, und dahinter die Kette der Aupiho, glühend im Licht der<br />

sinkenden Sonne.<br />

«Es ist schön hier», meinte sie anerkennend. Es schien ihr höflich<br />

zu sein, etwas in dieser Art zu sagen.<br />

«Seht es als Euer Zuhause an», sagte Degrelho großzügig und<br />

reichte ihr den Arm, um sie um die Kutsche herum auf das Haus<br />

zuzuführen. Wie angewurzelt blieb er stehen.<br />

Auf der Freitreppe, die Zügel seines Pfer<strong>des</strong> in Händen haltend,<br />

saß Victor. «Guten Abend, Vater», sagte er.<br />

***<br />

Als die Nacht ihren Schleier von ihr nahm, lag sie auf einem Fußboden<br />

aus grob zusammengefügten Steinplatten, in deren Ritzen<br />

sich Moder und Feuchtigkeit stauten. Ihre Finger kratzten durch<br />

diedünne Moosschichtauf der Oberfläche der Steine. Der ekelerregende<br />

Geschmack von Blut und Erbrochenem füllte ihren Mund.<br />

War sie tot? War das die Hölle, in die man sie verbannt hatte,<br />

weil sie immer so unartig gewesen war? Da war ein Licht auf Höhe<br />

ihrer Augen, ein spaltförmiger Feuerschein, der sich zu drehen und<br />

zu biegen schien, wenn sie ihn betrachtete. Hinter dem Licht waren<br />

Stimmen, laute, raue Männerstimmen, lachend die einen, grölend<br />

die anderen. Der Geruch nach Schießpulver erfüllte die Luft.<br />

Schießpulver und Hölle. Passt wohl zusammen.<br />

Ihr Kopf schmerzte, als ob er jeden Augenblick zerspringen wollte.<br />

Dunkle Schwaden umkreisten ihre Augen.<br />

Da war etwas, zu ihrer Rechten. Gegenstände, vage beleuchtet<br />

vom Schein <strong>des</strong> spaltförmigen Lichtes. Säcke, Krüge, Schläuche,<br />

Fässer, Holzscheite. Sie hätte es für ein Vorratslager gehalten,<br />

wenn man davon absah, dass ein Vorratslager in der Hölle nichts<br />

zu suchen hatte. Sie versuchte, ihre rechte Hand zu bewegen. Zäh<br />

wie Pech streckten sich ihre Finger, betasteten den Schlauch, der<br />

ihr am nächsten lag. Etwas blieb kleben an ihrem Zeigefinger, kalt<br />

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