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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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ließ. Sie hörte das entsetzte Kreischen ihrer Mutter, auf deren<br />

Schoß sie gelandet war, das Fluchen <strong>des</strong> Kutschers, Catarinos Stimme,<br />

die beständig «Was ist denn los, was ist denn los?» fragte. Dann<br />

wurde die Tür aufgerissen.<br />

Er war groß, kräftig, graue zottelige Haare, die ihm bis auf die<br />

breiten Schultern fielen, ein zerschlissenes, schmuddeliges Lederwams,<br />

das nur unzureichend den ansonsten bloßen Oberkörper<br />

bedeckte, die aufgedröselte Kordel, dazu gedacht, den Ausschnitt<br />

zusammenzuhalten, erfüllte diesen Zweck so unzureichend, dass<br />

Cristino auf die verfilzten Brusthaare starrte. «Ihr, Weiber, raus<br />

da!», brüllte er und fuchtelte Cristino mit einem Gegenstand vor<br />

dem Gesicht herum, und die Dame Castelblanc stieß hohe spitze<br />

Laute aus, die wie «Ihk, ihk, ihk!» klangen, und die Barouno<br />

brüllte etwas, das mit «Hau bloß ab du», begann und mit einem<br />

furchtbaren Schimpfwort endete, und Cristino hatte plötzlich das<br />

Gefühl, dass alles um sie still war, völlig still, wie in einer Kirche,<br />

und der Gegenstand, der vor ihrem Gesicht zuckte, war ein<br />

scharfes, zweischneidiges Schwert.<br />

Jemand griff ihr Handgelenk und zerrte sie aus der Kutsche.<br />

Sie träumte, während sie die Stufen auf den felsigen Untergrund<br />

hinunter stolperte. Davon, wie Frederi und der Baroun de Buous<br />

auf ihren Pferden herbeigeprescht kamen und die Angreifer in die<br />

Flucht schlugen. Davon, wie Arman de Mauvent auf seinem Rappen<br />

über ein Gestrüpp setzte, sie in den Sattel riss und mit ihr<br />

davongaloppierte. Nein, es war nicht Arman de Mauvent. Es war<br />

Sébastien de Trévigny.<br />

Dann erreichten ihre Füße den Boden, stolperte sie, als ihre erhöhten<br />

Absätze sich in den Felsfurchen verfingen, und der Traum<br />

war vorbei. Sie war umringt von abgerissenen, schmutzigen, ungekämmten<br />

Gestalten, die Messer, Knüppel, Schwerter in den Händen<br />

hielten. Kein Frederi kam, und kein Comte de Trévigny. Sie<br />

konnten nicht kommen. Hinter und vor der Kutsche war der Weg<br />

blockiert durch zwei mächtige umgestürzte Eichen.<br />

Hinter Cristino wurden die anderen aus der Kutsche gezerrt, die<br />

immer noch kreischende Dame Castelblanc, die Barouno schimpfend<br />

wie ein Rohrspatz, Claudia, die sehr undamenhaft um sich<br />

trat und schlug, und Catarino, neugierig nach rechts und nach links<br />

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