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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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«Pierre! Cristou! Mögen sie für alle Zeiten in der Hölle brennen,<br />

für das, was sie getan haben!», brüllte Philomenus. «Sie haben den<br />

guten Namen meiner Familie in den Schmutz gezogen! Sie haben<br />

meine Schwester entehrt, meine Schwester, mein eigen Fleisch und<br />

Blut!»<br />

«Dein Fleisch und Blut!», kreischte Frederi. «Und Pierre? Oh<br />

Gott, oh mein Gott, Philomenus, er war auch dein Fleisch un d Blut!<br />

Oh, mein Gott!»<br />

Catarino lief mitsteifen Beinen auf den Tisch zu und hieltan vor<br />

Frederi, den sie anstarrte mit offenem Mund. «Ihr!», kr ächzte sie.<br />

Ihre Augen funkelten wie die einer Raubkatze. «Ihr seid es gewesen,<br />

nicht wahr? Ihr habt meinen Vater bei der Inquisition angezeigt!<br />

Weil Ihr scharf auf meine Mutter wart! Ihr habt ihn angezeigt und<br />

ihm meine Mutter weggenommen, kaum dass er tot war!»<br />

Frederi stand wie vom Donner gerührt. «Das ist nicht wahr»,<br />

flüsterteer.<br />

«Das ist wahr!», schrie Catarino. «Es ging Euch immer nur darum,<br />

Vater alles wegzunehmen, Mutter, uns, alles! Ich hasse Euch!<br />

Ich hasse Euch! Ich…»<br />

Weiter kam sie nicht, denn in diesem Moment drehte Philomenus<br />

sich um und versetzte ihr eine Ohrfeige, die sie gegen den<br />

Tisch schleuderte. Zwei Teller mit Suppe schossen über die Tischkante<br />

und zerschepperten auf dem Boden.<br />

Es war still geworden. Frederi stand wie erstarrt und glotzte auf<br />

Catarino, die japsend auf der Tischplatte hing. <strong>Die</strong> Dame Castelblanc<br />

zupfte an ihrem Kragen herum. Ihre Schminke löste sich<br />

auf in Schweißperlen. Frederi Jùli hatte sich in den Türrahmen gedrückt,<br />

bereit zur sofortigen Flucht, falls die Lage eskalieren sollte.<br />

Theodosius angelte nach einem Hähnchenschlegel. Irgendwo<br />

tropfte Suppe mit einem leisen Plick-Plick auf den Boden. «Aua»,<br />

sagte Maria Anno.<br />

In diesem Moment begann Madaleno zu schluchzen. Nicht das<br />

theatralische Schluchzen, das sie sonst am Grab ihrer Lieben zur<br />

Schau trug. Es klang wie das Weinen eines kleinen Mädchens,<br />

hilflos und verzweifelt. Sie ließ ihr Gesicht in die Hände sinken.<br />

Tränen tropften durch ihre Finger, vermischt mit Talkum und<br />

Rouge.<br />

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