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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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te <strong>des</strong> Kaisers gestanden hatte und beim Abzug der Truppen aufgrund<br />

einer Verwundung zurückgeblieben war.»<br />

«Enri Nicoulau», sagte Fabiou.<br />

Bruder Antonius nickte. «Der Junge hatte Talent, und vor allem<br />

eine militärische Ausbildung», fuhr er fort. «Mit seiner Hilfe<br />

machte Joan aus seiner Bande zusammengewürfelter Flüchtlinge<br />

innerhalb weniger Monate eine schlagkräftige Truppe. Anfang der<br />

vierziger Jahre, als ich zu ihnen stieß, bestand seine Bande aus über<br />

zweihundert kampferprobten Männern, die allmählich begannen,<br />

den Ordnungskräften in Ais und anderswo Kopfzerbrechen zu machen.<br />

Zumal sie bei der einfachen Bevölkerung und durchaus auch<br />

beim Landadel, der ja oft mehr auf der Seite der Bauern als auf der<br />

der hohen Herren stand, ziemliche Beliebtheit genossen. Nachdem<br />

Arrêt de Mérindol stießen noch mal eine ganze Menge überlebende<br />

Waldenser zu ihnen, darunter min<strong>des</strong>tens zehn von denen aus<br />

Merindou, denen der Erlass vom Juli ‘40<br />

gegolten hat.»<br />

<strong>Die</strong> Namen. Favery, Pons, Vian, Pellenc, die Familie Mainard.<br />

Nicht alle von ihnen waren von marodierenden Söldnern erschlagen<br />

worden oder in den Wäldern verhungert. Da waren auch die,<br />

die in der Coumbo de Lourmarin oder am Galgen von Ate gestorben<br />

waren. «Und du?»,fragte Fabiou.<br />

Antonius lächelte. «Sie fragten mich, was ich könne, als ich bei<br />

ihnen auftauchte. Ich sagte, stehlen und Latein. Joan gab michdaraufhin<br />

bei seinem Experten für Taschendieberei, Miquéu Sest, in<br />

die Lehre. Von ihm habe ich alles gelernt – mich lautlos zu bewegen,<br />

unbemerkt fremde Taschen zu leeren und mich von einer<br />

Sekunde auf die andere unsichtbar zu machen. Aber das war noch<br />

nicht alles. Gleich am ersten Abendkam Enri Nicoulau zu mir und<br />

fragte mich, ob ichbereit sei, seinen Sohn zu unterrichten.»<br />

«Nicoulaus Sohn», murmelte Fabiou.<br />

«Ja. Nicoulaus Sohn und Joans Neffe – Enri Nicoulauhatte mittlerweile<br />

Joans Schwester Soufio geheiratet. Der kleine Janot – er<br />

hieß Joan, wie sein Onkel, und wir nannten ihn alle Janot – war<br />

etwa vier Jahre jünger als ich. Enri wollte, dass er es einmal besser<br />

habe als er. Deswegen durfte ich ihm lesen und schreiben und Latein<br />

beibringen. Janot war ein fröhlicher, aufgeweckter Junge, der<br />

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