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Die Kinder des - Verlag Josef Knecht

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gesehen war so mancher Aiser Kaufmann versucht, ihnen ein Almosen<br />

zu geben. Außer dem Aiser Stadthaus war ihnen nur noch<br />

ein kleines Landhäuschen in der Gegend von Avignoun geblieben,<br />

am Rande ihres ehemaligen Besitzes, die übrige Ländereien waren<br />

längst verkauft worden, größtenteils an die Kirche, um die Schuldenberge<br />

abzutragen, die Misswirtschaft, Verschwendungssucht<br />

und eine Reihe unglücklicher kriegerischer und amouröser Abenteuer<br />

hinterlassen hatten. Entsprechend bescheiden war auch die<br />

Festivität, die die Gäste an jenem Abend erwartete; statt <strong>des</strong> üppigen<br />

Banketts, das bei vergleichbaren Angelegenheiten sonst üblich<br />

war, war an der Schmalseite <strong>des</strong> Raumes ein buffet aufgebaut,<br />

an dem zwei <strong>Die</strong>ner den edlen Herrschaften servierten, und auch<br />

die Auswahl der dort aufgebauten Speisen zeigte, dass die Ardoches<br />

nicht nur an die Mägen der Eingeladenen, sondern durchaus auch<br />

an ihren Geldbeutel gedacht hatten.<br />

Der Baroun und die Barouno Ardoche empfingen die Gäste an<br />

der Tür, die in den Festsaal führte, ein Handkuss für die Dam en<br />

von ihm, ein liebreizen<strong>des</strong> Lächeln für die Herren von ihr, und<br />

man drängte weiter, wer war schon wegen der Ardoches hier. Im<br />

Saal drängte sich bereits der Adel – der «alte» ebenso wie der «de<br />

robe», ehemalige Bürgerliche, die sich erst in dieser oder einer der<br />

vorhergehenden Generationen den Adelstitel gekauft beziehungsweise<br />

durch Heirat oder sonstige Verdienste erworben hatten.<br />

Auch einige der reicheren Bourgeois waren anwesend; vom ökonomischen<br />

Standpunkt her gab es durchaus Gründe, einen reichen<br />

bürgerlichen Schwiegersohn einem Hungerleider aus altem Adel<br />

vorzuziehen. <strong>Die</strong> Dame Castelblanc ließ einen geübten Blick über<br />

die Festgesellschaft schweifen, um sogleich entschlossen auf ihr<br />

Zielobjekt zuzuschießen – «Meine liebe Barouno d’Estranc, darf<br />

ich Euch meine beiden reizenden Töchter vorstellen? Sie sind so<br />

begierig, Euren Sohn kennenzulernen, von dem wir schon so viel<br />

gehört haben…»<br />

Das Interesse der Mädchen am Erben <strong>des</strong> Estranc’schen Titels<br />

war vielleicht nicht ganz so ausgeprägt, wie die Dame behauptete,<br />

zumal beiden dieser Name zum ersten Mal zu Ohren kam. Catarinos<br />

Augen suchten aufgeregt durch den mit Blumen und bunten<br />

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